Aktionstag im FFH-Gebiet „Wiesengrund“
Projekt „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete“
Der NABU Neuenhagen bedankt sich bei allen Teilnehmenden, die bei der Biotoppflege am 17. Oktober 2021 im FFH-Gebiet „Wiesengrund“ mit geholfen haben. Bei der anschließenden Exkursion berichtete der NABU Neuenhagen über das Schutzgebiet Wiesengrund und über das Pflegemanagement von Feuchtgebieten.
Sonntag, 17. Oktober 2021, von 9 Uhr bis 15 Uhr
Veranstaltung auf Facebook
Das Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet „Wiesengrund“ liegt am Rand des Gewerbegebiets von Neuenhagen bei Berlin. Der NABU Neuenhagen betreut das Gebiet seit Jahrzehnten und führt regelmäßig Maßnahmen durch, um die wertvollen Lebensräume im Gebiet zu erhalten.
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Ablauf des Aktionstags:
Biotoppflege
Zu Beginn des Aktionstags am 17. Oktober 2021 trafen sich Naturschutz-Aktiven an der Informationstafel für das Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet „Wiesengrund“, wo Dr. Hartmut Kretschmer vom NABU Neuenhagen das Gebiet vorstellte, und die verschiedenen Maßnahmen der Biotoppflege und ihre Bedeutung zum Erhalt dieses reich strukturierten Gebietes erläuterte.
Dank der fleißigen Unterstützung konnten wir eine Vielzahl und Maßnahmen durchführen:
So entfernten die Aktiven die invasive Riesen Goldrute (Solidago gigantea) an vielen Stellen aus dem Schutzgebiet. Die Riesen Goldrute muss mit der Wurzel entfernt werden, da sie sich sonst vegetativ (d. h. über die Wurzel) weiter vermehrt, und so andere wertvolle und seltene Pflanzen verdrängen kann. Aus diesem Grund sammelten die Aktiven die Riesen Goldrute auch gesondert für den Abtransport.
Weiterhin mähten die Naturschutz-Aktiven eine Trockenwiese und eine Feuchtwiese und harkten das Mahdgut zusammen. Das Mahdgut von der Trockenwiese sammelten die Aktiven für den späteren Abtransport. Hingegen das Mahdgut von der Feuchtwiese beließen sie am Rand der Wiese auf einem Haufen, damit dieser zu einem Unterschlupf für Ringelnatter (Natrix natrix) und Kreuzotter(Vipera berus) werden kann.
Beim Aktionstag wurden mehrere Sal-Weiden (Salix caprea) gepflanzt. Weiden sind in Deutschland die insektenreichsten Pflanzen, sie dienen sowohl der Honigbiene, als auch den Wildbienen und vielen weiteren Insektenarten, wie dem Weidenbockkäfer (Rhamnusium bicolor) als Heimstätte und Nahrungsquelle.
Darüber hinaus entfernten die Aktiven auf dem Wall am Rand des Schutzgebiets an einigen Stellen Pflanzen, damit die dort ansässigen Uferschwalben (Riparia riparia) neue Bruthöhlen bauen können. Außerdem sammelten die Aktiven Müll und Unrat im Schutzgebiet.
Exkursion
Nach einem Mittagsimbiss lud der NABU Neuenhagen alle zu einer Exkursion in den Wiesengrund ein. Dr. Hartmut Kretschmer vom NABU Neuenhagen zeigte uns die reich strukturierte Flora und Fauna im Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet „Wiesengrund“.
So ist der Wiesengrund Heimat für viele Arten wie Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Sand-Grasnelke ( Armeria maritima subsp. elongata), Heide-Nelke (Dianthus deltoides) und Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis). Der Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Maculinea nausithous) ist stark auf die Pflanze Großer Wiesenknopf angewiesen. Die Schmetterlinge ernähren sich von dem Nektar des Großen Wiesenknopfs, sie schlafen, balzen und paaren sich auf ihm. Auch ihre Eier legen sie ausschließlich auf dem Großen Wiesenknopf ab, der später den jungen Raupen sowohl als Versteck, als auch als Futterpflanze dient. Weiterhin kommen auf den Trockenrasen und Feuchtwiesen Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus) und Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) vor, welche eine wichtige Nahrung für Störche und Kraniche (Grus grus) sind. Auch der Brombeerspinner (Macrothylacia rubi) und das Tagpfauenauge (Inachis io) sind im Gebiet zu finden. Als Lebensraum bevorzugen sie Brennnesseln auf den Feuchtwiesen.
Dr. Hartmut Kretschmer zeigte uns auf einer Feuchtwiese das angrenzende Durchströmungsmoor. Der Biber (Castor fiber) hat durch seine Bautätigkeiten und seine Dämme den Wasserhaushalt so beeinflusst, dass aus den Feuchtwiesen ein Durchströmungsmoor entstand. So entstand auch ein wertvolles Brutgebiet für den Kiebitz (Vanellus vanellus). Mittlerweile kommen im vom Biber überfluteten Gebiet, fünf verschiedene Spechtarten vor: Buntspecht (Dendrocopos major), Grünspecht (Picus viridis), Kleinspecht (Dryobates minor), Mittelspecht (Dendrocopos medius) und Schwarzspecht (Dryocopus martius).
Für Fragen steht Ihnen der NABU Neuenhagen und der NABU Brandenburg per E-Mail (natura2000@nabu-bb.de) oder Telefon (03342-4225727) gerne zur Verfügung.
Wir danken alle für die Unterstützung bei der Biotopflege!
Bilder von dem Aktionstag im FFH-Gebiet „Wiesengrund“
Weltweit größtes Schutzgebietsnetz
Natura 2000
Natura 2000 ist das weltweit größte Netz aus Schutzgebieten und es besteht aus Vogelschutzgebieten und FFH-Gebieten. FFH-Gebiete sind europäische Schutzgebiete, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt sind, d. h. sie schützen Tiere (Fauna), Pflanzen (Flora) und Lebensräume (Habitat). Durch einheitliche Standards schützt Natura 2000 natürliche Lebensräume und wildlebende Arten europaweit.
FFH-Gebiet „Wiesengrund“
Das reich strukturierte FFH-Gebiet „Wiesengrund“ befindet sich fast ausschließlich im Naturschutzgebiet „Wiesengrund“. Es folgt dem Verlauf des Neuenhagener Mühlenfließ („Erpe“) und befindet sich zwischen Neuenhagen bei Berlin und Altlandsberg. Die, an die Erpe angrenzenden, Niederungsbiotope sind vor allem durch bachbegleitende Erlen, Hochstaudenfluren, Seggenrieder und feuchtes und frisches Grünland bestimmt. Den größten Teil der Lebensraumtypen machen Frischwiesen aus, die im direkten Kontakt zu Feuchtwiesen stehen. Aber auch Auenwälder mit Erle und Esche und Eichenwälder kommen im Gebiet vor. Das Neuenhagener Mühlenfließ selbst gehört zum FFH-Lebensraumtyp „Fließgewässer mit flutender Wasservegetation“ (EU-Code: 3260). Das Schutzgebiet „Wiesengrund“ ist ein Zuhause für beispielsweise den Großen Feuerfalter, den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, aber auch für den Großen Abendsegler, die Rotbauchunke und die Zauneidechse.
Projekt „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete“
Die Veranstaltung war Teil des Projekts „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete – Umweltsensibilisierung für ein gutes Miteinander von Mensch und Natur“. Der NABU möchte damit zur Erhaltung der besonders schützenswerten Lebensräume und Arten in Brandenburg beitragen. Das Projekt umfasst 30 FFH-Gebiete in Brandenburg und unterstützt mit Öffentlichkeitsarbeit die Akzeptanz und die Umsetzung der FFH-Managementpläne. Im Rahmen des Projekts arbeitet der NABU Landesverband Brandenburg mit den lokalen NABU-Verbänden und NABU-Gruppen sowie den lokalen Akteur*innen vor Ort zusammen. Aus der Zusammenarbeit, der Öffentlichkeitsarbeit und durch Bildungsveranstaltungen entsteht ein nachhaltiges Netzwerk von Schutzgebietsbetreuer*innen für die FFH-Gebiete des Projekts und für Natura 2000.
Projektförderung
Dieses Projekt wird gefördert durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und kofinanziert aus Mitteln des Landes Brandenburg bzw. des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) .
Mehr Informationen finden Sie unter ELER.Brandenburg und auf der Webseite der Europäischen Kommission.