Vogelschutz an Glas
Todesfallen entschärfen - Meldung Todfunde am BER




Vogeltot am BER - Foto: Claudia Wegworth
Der Anprall von Vögeln an Glas ist ein häufig unterschätztes Problem. Nach aktuellen Schätzungen sterben allein in Deutschland jedes Jahr mindestens 100 Millionen Vögel durch die Kollision mit Glasscheiben an den Fenstern von Wohnhäusern oder Wintergärten, an Glasfassaden von Bürogebäuden und an verglasten Schallschutzwänden oder Bushaltestellen. Diese Zahl ist so groß, dass davon auszugehen ist, dass sie einen Einfluss auf unsere Vogelpopulationen haben könnte. Somit zählt Vogelschlag an Glasfassaden zu der bedeutendsten menschlich bedingten Todesursache für Vögel. Betroffen davon sind Brutvögel genauso wie Durchzügler und Wintergäste, Jungvögel ebenso wie Altvögel.
Prominentes Beispiel ist der BER. Hier wurden bereits viele Fälle dokumentiert. NABU und BUND hatten sich diesbezüglich schon an die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH und die zuständigen Naturschutz- und Genehmigungsbehörden gewandt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich an den Gefahrenstellen nichst grundlegendes geändert hat, denn es gehen immer noch aktuelle Meldungen auf Vogelschlag ein.
Um weiterhin Druck zu machen, ist die Meldung am BER aufgefundener toter oder verletzter Vögel also sehr wichtig. Bitte senden Sie dokumentierte Fälle (mit Datum, Ort, Uhrzeit und Foto (gern auch von der Umgebung) an: vogelschlag@nabu-bb.de
Vortrag zum Thema Vogelschlag von Klemens Steiof (NABU BB Veranstaltung)
Das Problem
Der Grund ist ein tödlicher Irrtum: Vögel erkennen Glasflächen oft nicht als Hindernis – sie sehen nur die Landschaft, die durch das Glas scheint oder sich darin spiegelt. Viel zu spät nehmen sie daher das Hindernis wahr und erleiden durch die hohe Fluggeschwindigkeit oftmals schwerste Verletzungen, die dann zum Tod führen. Dabei hinterlassen nur etwa 20 Prozent der Vögel, welche mit Glasscheiben kollidieren, wahrnehmbare Spuren. Werden also Anflugspuren an Glasflächen gefunden, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass die Dunkelziffer bedeutend höher liegt und ein wirkliches Problem besteht.
Die Lösung
Jeder kennt wohl die auffälligen schwarzen Greifvogelsilhouetten, die jedoch nicht zur Lösung des Problems beitragen!
An der Entschärfung der gläsernen Todesfallen wird bereits seit vielen Jahren geforscht. Vögel stoßen in ihrer natürlichen Umgebung permanent auf Hindernissen oder sind es gewohnt, durch dichtes Astwerk zu fliegen. Daher sind sie Meister der Navigation und können Hindernisse hervorragend umfliegen. Der aktuelle Forschungsstand sagt, Lücken, die größer als eine Handbreite sind, werden durchflogen. Das heißt, sollen Glasflächen als Hindernis wahrgenommen werden, müssen sie für Vögel erkennbar sein. Wirksame Möglichkeiten sind bereits auf dem Markt, haben sich an vielen Gebäuden bewährt und lassen dabei viel Raum für kreative Lösungen. Allerdings gilt dabei - ob Aufkleber, oder markiertes Glas - die Nachrüstung von Glasflächen ist in jedem Fall aufwendiger und kostenintensiver, als dies gleich mitzudenken. Daher sollte der Vogelschutz bereits bei der Planung von Gebäuden ausreichend berücksichtigt werden. Denn werden potentiell gefährliche Elemente erkannt und risikoarme Alternativen umgesetzt, können Konflikte vermindert und viele Vogelleben gerettet werden.