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Jetzt Mitglied werdenDramatischer Niedergang der Amphibienbestände
Herpetologen beklagen Austrocknen von Laichgewässern und Lebensräumen
April 2022: Ende April trafen sich rund 90 Amphibien- und Reptilienfreundinnen und -freunde (Feldherpetologen) in Linum, nordwestlich von Berlin, zu einer Fachtagung, die die Naturschutzstation Rhinluch des Landesamts für Umwelt (LfU) ausgerichtet hatte. Im Mittelpunkt standen die jüngsten Daten zur Entwicklung der Vorkommen verschiedener Amphibien- und Reptilienarten in der Region Berlin-Brandenburg. Grundlage hierfür waren unter anderem Langzeitdaten für straßenbegleitende Krötenzäune sowie Ergebnisse von Monitoringstudien in Schutzgebieten. Aufschlussreich waren darüber hinaus Kartierungen zur Situation der Kleingewässer, die als Reproduktionsstätten für Frösche, Kröten und Molche dienen.
Die Berichte aus den verschiedenen Regionen zeugen von einem starken Niedergang der heimischen Amphibienarten. So werden in einigen Regionen, wie beispielswiese im Niederbarnim, schon seit einigen Jahren kaum noch straßenbegleitende Krötenzäune betrieben, weil die Amphibien ausbleiben. Auf der Lebusplatte im Umfeld von Müncheberg untersuchten NABU-Mitglieder (Schönbrodt/Fischer) die Entwicklung von 446 Kleingewässern. Im Ergebnis zeigten sich 87 Prozent der Gewässer für die Vermehrung von Amphibien als untauglich. Der Großteil der Kleingewässer liegt trocken oder trocknet jahreszeitlich zu früh aus. Diese Situation wird vor allem auf die anhaltenden Dürrephasen der letzten fünf Jahre zurückgeführt.
In Zeiten der Klimakrise ist der sparsame Umgang mit Niederschlags-, Oberflächen- und Grundwasser von besonders großer Bedeutung. Andreas Krone (Wasser- und Bodenverband Finowtal) stellte in seinem Vortrag anhand von Beispielen dar, wie Kommunen den Erhalt und auch die Neuanlage von Kleingewässern, zum Beispiel Dorfteichen, in ihren Wasserhaushalt integrieren können. Auf die Bedeutung von kleineren Gewässern wie Pfützen oder Ackerblänken wies Norbert Schneeweiß vom LfU hin: Für die in der Region inzwischen nahezu ausgestorbenen Pionierarten, wie Wechsel- und Kreuzkröte, sind gerade diese Gewässer unverzichtbar. Neben der Trockenheit zählen Straßenverkehr, Lebensraumverluste, intensive Landwirtschaft und eine zunehmende Zahl an Fressfeinden zu den wesentlichen Gefährdungsfaktoren.
Auf den abendlichen Exkursionen in die Umgebung des Tagungsortes wurden die Ergebnisse des Tages bestätigt: lediglich 10 von 35 untersuchten Tümpeln und Weihern wiesen annähernd normale Wasserstände auf, 23 Gewässer waren komplett ausgetrocknet. Insgesamt konnten nur noch 53 Amphibien in vier verschiedenen Arten nachgewiesen werden. Der Nachweis einzelner Erdkrötenlarven gelang nur noch in zwei Gewässern. Im Vergleich zu früheren Jahren ein deutlicher Rückgang: Während einer Untersuchung vor 21 Jahren waren die 35 kontrollierten Gewässer bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Damals konnten 237 Amphibien in 6 verschiedenen Arten sowie hunderte Laichballen und Larven gezählt werden.
Im Ergebnis der Abschlussdiskussion kamen die Fachleute zu der Einschätzung, dass innerhalb der letzten fünf Jahre in Brandenburger Amphibienvorkommen Bestandseinbrüche zwischen 60 bis 100 Prozent zu verzeichnen waren. Einige Lichtblicke jedoch gibt es, zum Beispiel in den Flussauen: Deichrückverlegungen an der Elbe und gezielte Schutzmaßnahmen im Nationalpark Unteres Odertal bewirkten Bestandszunahmen bei gefährdeten Arten wie Rotbauchunke und Laubfrosch. Ralf Donat (Heinz Sielmann Stiftung) berichtete über zunehmende Amphibienbestände in der als Wildnisgebiet geschützten Bergbaufolgelandschaft südöstlich von Luckau (Wanninchen, Niederlausitz).
Die Abschlussexkursion ins Naturschutzgebiet Oberes Rhinluch setzte schließlich auch noch einen erfreulichen Akzent. So lagen die vorabendlichen Konzerte der Rotbauchunke aus dem Teichland Linum bereits wie ein Klangteppich über dem Dorf. Darüber hinaus trafen die Fachleute im Gebiet auf Moor- und Teichfrösche, Knoblauchkröten, Teichmolche, Waldeidechsen und Ringelnatter.
Mit dem Ziel die Amphibien- und Reptilienfauna zu stabilisieren, rufen die Naturschutzstation Rhinluch und der Landesfachausschuss Feldherpetologie Berlin/Brandenburg des NABU Brandenburg dazu auf, Beobachtungen dieser Arten zu registrieren und möglichst über das
Wer helfen will, kann Feuchtlebensräume im eigenen Garten schaffen oder auch ausgetrocknete Gewässer für die wissenschaftliche Mitmach-Aktion der ARD #UnserWasser melden.