Fledermaushilfe - aber richtig!
Das sind die schönsten Beispiele aus Brandenburg
Von den 25 Fledermausarten in Deutschland konnten in Brandenburg bisher 19 nachgewiesen werden. Sie alle sind geschützt und benötigen Unterstützung. Wir zeigen Ihnen die besten Maßnahmen und vor allem, wie sie sinnvoll durchgeführt werden können. Erfolgreichen Fledermausschutz zeichnen wir mit der Plakette und Urkunde "Fledermäuse willkommen" aus. Mehr Informationen dazu finden Sie am Ende dieser Seite.
1. Die Fledermaus am Haus
Bestehende Quartiere
Fledermausquartiere, die bereits bestehen, müssen in dieser Form belassen werden. Die kleinen Flatterer setzen in ihrer Quartierswahl auf Tradition: Wie wir Menschen kommen sie gerne "nach Hause". Sobald sich die Bedingungen ändern, wie etwa Temperatur, Feuchtigkeit, Zugluft, Zugang für Feinde wie Marder, geben sie häufig das Quartier auf. Bestehende Quartiere sollten auch immer gemeldet werden - entweder bei uns oder bei den zuständigen Unteren Naturschutzbehörden.
Neubau und Sanierung
Ob Einbaustein passend zur Hausfarbe, Fledermausbrett oder doch eine größere Holzverkleidung: Es gibt zahlreiche, teils sehr einfache Möglichkeiten Fledermäuse bei der Planung zu berücksichtigen. Hier finden Sie beratendes Infomaterial.
Außenbeleuchtung vermeiden
Insekten werden durch die Beleuchtung angezogen und sterben häufig an diesen, nur wenige Fledermäuse nutzen z. B. Straßenlaternen zur Jagd. Meist wird Licht gemieden, besonders Dauerbeleuchtung auf die Quartiere nachts führen zur Aufgabe von Quartieren oder möglicherweise sogar dazu, dass die Fledermäuse aus dem Unterschlupf nicht mehr ausfliegen und dort verhungern. Also: Licht aus!
2. Der richtige Fledermauskasten
Natürlich wäre es am besten, wenn es nur natürliche Quartiere für Fledermäuse gäbe. Somit sollten Fledermauskästen eigentlich nur eine Übergangslösung darstellen. Aber aufgrund der zunehmenden Versiegelung, Sanierung sowie der aktuellen Quartiersituation in unseren Wäldern wird es so schnell keine langfristig geeigneten Quartiere in ausreichender Anzahl für Fledermäuse geben. Nun stellt sich die Frage:
Welcher Fledermauskasten soll es denn sein?
Es gibt mittlerweile unzählige Modelle und längst nicht jeder Fledermauskasten ist sinnvoll. Solange solche Produkte aber gekauft werden, bieten Firmen diese weiterhin an.
Was ist zu beachten bei einem Fledermauskasten?
• Es sollte sägeraues (nicht gehobeltes) Holz (vor allem im Innenbereich und im Anflugbereich, gern unterstützt durch horizontale Rillen) verwendet werden, sodass sich die Fledermäuse gut festhalten können. Das Holz der Lärche bietet sich z. B. an.
• Das Holz darf auf keinen Fall mit Holzschutzmitteln behandelt werden. Eine wetterbeständige Leinölfirnis ist ausreichend, es kann auch mit Teichfolie oder Teerpappe gearbeitet werden.
• Teichfolie oder Teerpappe als Außenverkleidung sorgen für Wärme im Kasten, die Fledermäuse z. B. in den Wochenstuben bis zu einer bestimmten Wohlfühltemperatur gern zur Einsparung der eigenen Energie nutzen. Trotzdem sollten solche Kästen nicht sich selbst überlassen werden, da diese Materialien nicht so verwittern wie der Holzteil des Kastens.
• Die Verarbeitung des Kastens muss gewährleisten, dass dieser bis auf den Eingang dicht ist (weder Zugluft noch Regen dürfen hineinkommen und innen sollte es dunkel sein). Bretter mit Nut und Feder versehen.
• Beim Einschlupfspalt sollte der Abstand zwischen Rückwand und Boden keinesfalls kleiner als 18 mm und nicht größer als 25 mm werden. Innen sollte sich der Kasten nach oben hin verjüngen (bis auf 15 mm).
• Es dürfen keine Nägel in den Innenraum ragen.
• Für die Anbringung am Baum sollte eine Drahtaufhängung gewählt werden, da das am Baumstamm herunterlaufende Wasser eine Holzaufhängung schnell faulen lässt. Eine Holzaufhängung ist z. B. für das Anbringen an trockenen/überdachten Bereichen geeignet (an Hauswänden).
Holz oder doch gleich Holzbeton?
Das kommt auf den Einsatzort an. Holzbeton ist langlebiger, aber auch schwerer. Wenn ein Fledermauskasten aus Holz geschützt hängt (z. B. unter einem Dachvorsprung), kann auch dieser länger halten. Ansonsten kommt es auf die Sinnhaftigkeit des Modells an, da Fledermäuse beide Baustoffe akzeptieren.
Flachkasten oder Rundkasten?
Empfehlenswert sind selbstreinigende Flachkästen, bei denen der Fledermauskot unten herausfällt. Höhlen- bzw. Rundkästen müssen hingegen betreut und gereinigt werden.
Kaufen oder Eigenbau?
Hier ist alles möglich, es sollten jedoch die oben genannten Kriterien beachtet werden.
Von Expert*innen empfohlene Beispielmodelle sind unter anderem: FSK-TB-KF / FSK-TB-AS (Hasselfeldt), FUL-AiF-2 (Hasselfeldt), FGJQ-AS-K (Hasselfeldt), Fledermaus-Universalhöhle 1FFH (Schwegler).
Es gibt regionale Firmen, die mit Artenexpert*innen zusammenarbeiten. Deren Kästen sind schon erfolgreich im Einsatz, zum Teil sogar aus Upcycling-Material. Haben Sie eine solche Firma in Ihrer Nähe? Dann nehmen Sie doch Kontakt auf und unterstützen Sie diese. Eine Beispiel-Firma ist:
SinAlkol gGmbH, Dammstraße 34, 14641 Nauen
Ansprechpartner: René Holz, Werkstattleiter
Wie Sie selbst einen guten Fledermauskasten bauen können erfahren Sie in dieser Anleitung:
3. Ein fledermausfreundlicher Garten
Es ist nicht notwendig, gleich den gesamten Garten umzugestalten. Schon kleine wilde Ecken sind ein guter Anfang! Da Fledermäuse Insektenfresser sind, leiden sie aufgrund des massiven Insektensterbens unter Nahrungsmangel. Alles, was heimische Insekten unterstützt, hilft daher auch den Fledermäusen:
- Verwenden Sie keine Pestizide in Form von Pflanzenschutzmitteln (Insektizide, Rodentizide, Herbizide, Fungizide…) oder Biozide (Holzschutzmittel…)
- Wählen Sie gebietsheimische Pflanzen (auch Bäume und Sträucher), die auch speziell für Nachtfalter und auch für Raupen geeignet sind
- Achten Sie auf mehrjähriges, gebietsheimisches Saatgut von zertifizierten Anbietern wie z. B. Wildsamen-Insel, Nagola Re GmbH, Yosana Webshop+Die Wildblume, Rieger-Hofmann GmbH…
Hilfreiche Garten-Elemente für Insekten sind:
- Totholz (am besten senkrecht stehendes, möglichst stark und hoch)
- offene und sonnige Bodenstellen (gering bewachsen, auch sandige Stellen im Garten belassen)
- Wasser (Teiche, Lehmkuhlen, Regenwasserbecken)
- Findlinge, Natursteinmauern
Insektennisthilfen
Am besten werden mehrere, kleine Nisthilfen mit verschiedenen Materialien angebracht. Vermeiden sollten Sie dabei Tannenzapfen, Lehm mit Stroh/Steinchen, Heu, Lochziegelsteine, enge Gitter als Vogelschutz, Schmetterlingsquartiere und unsauber gebohrte Gänge. Zu empfehlen sind Lehmnisthilfen (wie z. B. Lehmoberputze oder Löß), Halme/Stängel und Holz mit sauber gebohrten Löchern.
Auszeichnung für Fledermausfreundschaften
Haus und Garten sind schon fit für Fledermäuse? Mit Urkunden und Plaketten zeichnen wir Menschen aus, die Fledermausschutz selbst und ganz praktisch am eigenen Heim und Garten umsetzen. Wie etwa durch das Akzeptieren und Belassen bereits erfolgreicher Quartiere oder das Schaffen neuer Jagdreviere auf dem eigenen Grundstück.
Projektförderung
Dieses Projekt wird gefördert durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und kofinanziert aus Mitteln des Landes Brandenburg.
Mehr Informationen finden Sie unter ELER.Brandenburg und auf der Webseite der Europäischen Kommission.