Insektensterben: Wir sind dann mal weg ...
Projekt „Lebenswerte Natura-2000-Gebiete“
Wir sind dann mal weg – Insektensterben auch in Brandenburg
Insekten, oft kaum beachtet, aber für uns Menschen überlebenswichtig, stellen die vielfältigste Tiergruppe dar. Die Bestäubung von Pflanzen durch Insekten ist essentiell für unsere Ernährung und somit auch ein wichtiger Baustein für unsere Wirtschaft. Die Gründe für den Rückgang der Insektenbestände sind vielfältig. Die intensive Landwirtschaft mit einer großflächigen Anwendung von Pestiziden, die Vernichtung von natürlichen Lebensräumen sowie die Veränderungen durch den Klimawandel sind nur einige Ursachen. Betroffen von dem Rückgang der Insekten in Brandenburg ist auch die Vogelwelt, z. B. Feldlerchen, Kiebitze, Feldsperlinge oder Stare.
Zwei Studien zeigen exemplarisch die Dramatik des Insektensterbens auf: Eine Studie über den Rückgang der Insektenwelt, die einen Verlust von 40 % der weltweiten Insektenarten im nächsten Jahrzehnt vorhersagt (Sánchez-Bayo & Wyckhuys 2019). Die zweite Studie bezieht ihre Daten aus Nordrhein-Westfalen und u. a. Brandenburg. Ihre Ergebnisse zeigen eine Abnahme von 76 % der Insektenbiomasse in den untersuchten 27 Jahren (Hallmann et al 2017).
Zwei Studien:
- Sánchez-Bayo, F. & Wyckhuys, K. A. (2019): Worldwide decline of the entomofauna: A review of its drivers. Biological Conservation, 232, 8-27.
- Hallmann, C. A., Sorg, M., Jongejans, E., Siepel, H., Hofland, N., Schwan, H., Stenmans, W., Müller, A., Sumser, H., Hörren, T., de Kroon, H. & Goulson, D. (2017): More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. PlOS one, 12(10), e0185809.
Schutzgebiete als Rückzugsräume
Dr. Hartmut Kretschmer stellte Fakten und Ursachen des Insektensterbens vor und diskutierte mit dem Teilnehmenden über die Perspektiven zum Insektenschutz auch an Hand der Beispiele des Naturschutz- und FFH-Gebiets „Wiesengrund“ „Langes Elsenfließ und Wegendorfer Mühlenfließ“. In diesen Gebieten östlich von Berlin ist der NABU Neuenhagen aktiv. Im Wiesengrund kommen beispielsweise die FFH-Arten der Große Feuerfalter und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling vor, im Gebiet Langes Elsenfließ und Wegendorfer Mühlenfließ sind es mit dem Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling sogar drei FFH-Arten. Für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling sind dies die nördlichsten Vorkommen in Mitteleuropa.
Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling
Die FFH-Art Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) ist laut der Roten Liste Brandenburgs vom Aussterben bedroht und kommt seit 2008 in Feuchtwiesen bei Altlandsberg im FFH- und Naturschutzgebiet „Langes Elsenfließ und Wegendorfer Mühlenfließ“ vor. Die Art hat nur noch ein weiteres kleines Vorkommen in Brandenburg.
Großer Feuerfalter
Der Lebensraum des Großen Feuerfalters besteht u. a. aus ampferreichen Nass- und Feuchtwiesen, deren Verluste zu seiner Gefährdung beitragen. Umfangreiche Trockenlegungen sowie die Nutzungsintensivierung in der Landschaft führten zu dem deutlichen Rückgang des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar) in Brandenburg. Die Art ist nach der Roten Liste Brandenburgs stark gefährdet, denn Anfang der 1990er Jahre hatte die FFH-Art (Anhang II und IV der FFH-Richtlinie) nur wenige Vorkommen. Jedoch hat sie sich gegenwärtig wieder gut erholt. Zum einen nutzt die Art ein breiteres Spektrum an ökologischen Nischen, z. B. durch die Erweiterung des Raupennahrungsspektrums auf nicht saure Ampferarten (Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius) und Krauser Ampfer (Rumex crispus)). Zum anderen wirkt sich die extensive Bewirtschaftung von Gewässerrändern, insbesondere in Schutzgebieten, positiv auf die Art aus.
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling
Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) ist nach der Rote Liste Brandenburgs vom Aussterben bedroht. In Europa wurde er wegen der hohen Gefährdung als FFH-Art gelistet (Anhang II und IV der FFH-Richtlinie). Vorkommen waren in Brandenburg schon immer nur sehr lokal und isoliert zu finden und nur dort, wo auch ihre einzige Eiablagepflanze, der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) und die Rote Knotenameise (Myrmica rubra), welche die Raupen über Winter ernährt, vorkommen. Ungünstige Grünlandnutzung mit Düngegaben und häufigen Mahden gefährden die Vorkommen erheblich. In Brandenburg hat sich für den Erhalt der Habitate vom Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling eine Pflegestrategie mit zwei Mahdterminen bewährt.
Die Flächen im FFH-Gebiet „Langes Elsenfließ und Wegendorfer Mühlenfließ“, auf denen die drei FFH-Arten vorkommen, haben sich dank der Landschaftspflege von Schäfer Knut Kucznik deutlich in ihrer Qualität verbessert.
Insektenvortrag
Der NABU Altlandsberg lud zum Insekten-Vortrag ein:
Donnerstag, 28.03.2019, von 19 – 21 Uhr,
Tagungscafé Erlengrundhalle Altlandsberg, Zum Erlengrund 2, 15345 Altlandsberg
Veranstaltung auf Facebook
Vortrag:
Herzlichen Dank an alle, die referiert, diskutiert und sich eingebracht haben!
Projekt „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete“
Die Veranstaltung ist Teil des Projekts „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete – Umweltsensibilisierung für ein gutes Miteinander von Mensch und Natur“. Der NABU möchte damit zur Erhaltung der besonders schützenswerten Lebensräume und Arten in Brandenburg beitragen. Das Projekt umfasst 30 FFH-Gebiete in Brandenburg und unterstützt mit Öffentlichkeitsarbeit die Akzeptanz und die Umsetzung der FFH-Managementpläne. Im Rahmen des Projekts arbeitet der NABU Landesverband Brandenburg mit den lokalen NABU-Verbänden und NABU-Gruppen sowie den lokalen Akteur*innen vor Ort zusammen. Aus der Zusammenarbeit, der Öffentlichkeitsarbeit und durch Bildungsveranstaltungen entsteht ein nachhaltiges Netzwerk von Schutzgebietsbetreuer*innen für die FFH-Gebiete des Projekts und für Natura 2000.
Projektförderung
Dieses Projekt wird gefördert durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und kofinanziert aus Mitteln des Landes Brandenburg.
Mehr Informationen finden Sie unter ELER.Brandenburg und auf der Webseite der Europäischen Kommission.