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Jetzt Mitglied werden13. NABU-Naturschutztag
Photovoltaik auf Freiflächen
26. März 2011 Ohne den Ausbau der Erneuerbaren Energieträger, insbesondere der Solar- und Windenergie, wird eine Energiewende nicht möglich sein, betonte Tom Kirschey, Landesvorsitzender in seinem Eingangsstatement auf dem 13. Naturschutztag des NABU Brandenburg. Wer aus der Atomkraft und der Braunkohleverstromung aussteigen will, müsse sich mit den Auswirkungen, die der Bau neuer Wind- und Solarparks mit sich bringt auseinandersetzen. Hierzu trafen sich rund 60 Naturschützer, Behördenmitarbeiter, Vertreter der Solarbranche sowie von Planungsbüros im Potsdamer Haus der Natur.
In seinem Eröffnungsvortrag stellte NABU Landesvorsitzender Tom Kirschey klar, dass der dieser Tage häufig geforderte ambitioniertere Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht über eine „Beschleunigungsgesetzgebung“ des Bundes oder des Landes realisiert werden könne, sondern in erster Linie über die Rücknahme von Kürzungen bei der Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). „Nicht weniger Bürger- und Trägerbeteiligung bringt Akzeptanz für Wind und Solar, sondern mehr“ so Kirschey. Es diene auch der Planungssichereit von Investoren, etwa die Umweltverbände künftig an Planungen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz zu beteiligen.
Kirschey verwies in diesem Zusammenhang auf das neue Klagerecht von BUND und NABU nach dem Umweltrechtsbehelfsgesetz. „Behörden und Investoren tun sich keinen Gefallen, die Umweltverbbände nicht im Vorfeld an Planungen zu beteiligen, bei denen diese ein Klagerecht hätten,“ so der Landesvorsitzende. Der NABU sei zur konstruktiven Mitwirkung bereit, so Kirschey. Der NABU fordert die Landesregierung auf, die Fortschreibung der Energiestrategie nun zügig anzugehen und dabei einen stärkeren Schwerpunkt auf den Ausbau von Windenergie und Photovoltaik zu legen.
Oberste Priorität haben aus Sicht des NABU Energieeinsparmaßnahmen sowie die Nutzung von Dächern und Verkehrstrassen für die Gewinnung von Solarstrom, so Carsten Wachholz, Energieexperte des NABU Bundesverbandes. Zur Deckung des Strombedarfs, zur Senkung der Produktionskosten und zur Erreichung der klimapolitischen Ziele führe um den Bau von Solarparks auf Freiflächen jedoch kein Weg herum. In welcher Größenordnung und auf welchen Standorten dies naturschutzverträglich erfolgen könne, war Diskussionsgegenstand der NABU-Tagung.
Regionalplaner Andreas Fennert berichtete über die Anforderungen der räumlichen Steuerung von Freiflächenparks im Rahmen der Regional- und Bauleitplanung.
Dass die vielen ehemaligen Truppenübungsplätze in Brandenburg – immerhin über acht Prozent der Landesfläche - in den Fokus der Solarbranche geraten, ist aufgrund der Begrenzung der Einspeisevergütung durch das EEG auf Konversionsflächen nachvollziehbar, doch ist die Naturausstattung auf diesen Flächen oftmals ganz besonders wertvoll. So berichtete Andreas Reichling, Vorsitzender des NABU Barnim, über Verstöße gegen artenschutzrechtliche Bestimmungen bei der Errichtung des Solarparks I auf dem Flugplatz Finow. Er plädierte dafür, bereits bei den Voruntersuchungen für die Planung den Kontakt zum NABU zu suchen.
Doch es gibt auch Freiflächenphotovoltaikanlagen, die mit einer ökologischen Baubegleitung, einem begleitenden Monitoring und einer sinnvollen Ausgleichs- und Ersatzplanung zum Partner des Naturschutzes werden können, etwa bei der Pflege von Heiden und Trockenrasen. Welche kurzfristigen Auswirkungen eine Photovoltaiknutzung von Konversionsflächen hat, konnten Eric Neuling für den Solarpark Lieberose und Thomas Krönert für den Park Waldpolenz bei Leipzig anhand von Untersuchungen der Vogelwelt belegen. Neben der Änderung der Zusammensetzung der Vogelartengemeinschaft wurden auch die Raumnutzung von Brutvogelarten und ein mögliches Kollisionsrisiko untersucht. Eine Irritation von Vogelarten und Kollisionen konnten dabei nicht festgestellt werden. Der NABU plant für weitere Artengruppen Untersuchungen zur Einschätzung der Veränderungen. Ein umfassendes NABU-Monitoringprojekt wird unter anderem in diesem Jahr mit dem Bau des Solarparks auf dem Flugplatz Briest bei Brandenburg/Havel gestartet.