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Jetzt Mitglied werden22. NABU-Naturschutztag
Landschaftswasserhaushalt stärken!
18. September 2021: Wasser fehlt überall in der Brandenburger Landschaft. Als eines der niederschlagsärmsten Bundesländer werden hier regionale Grundwasserrückgänge von bis zu 1,20 Meter verzeichnet. Es müssen also vor allem die Oberflächenabflüsse reduziert und Wasserüberschüsse gezielt zurück gehalten werden, um die Wasserspeicherung in der Landschaft zu verbessern und um ausreichend Wasser für den Naturhaushalt, für Haushalte, Gewerbe und Landwirtschaft sicherzustellen. Unsere Fachtagung zum Thema verfolgten ca. 40 Interessierte vor Ort und 60 online.
Aus dem Grußwort von Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg
„Drei Dürrejahre in Folge und die Extremniederschläge und nachfolgende Flutkatastrophen in Westdeutschland in diesem Sommer zeigen, dass das Thema Klimawandel und dessen Auswirkungen auf den Landschaftswasserhaushalt hochaktuell und hochbrisant ist. Nachdem Generationen von Wasserbauern und Meliorationsingenieuren bestrebt waren unser Wasser so schnell wie möglich aus den natürlichen Retentionsflächen abzuführen und viele unserer heutigen Probleme damit erst herbeigeführt haben, geht es jetzt um einen Systemwechsel. Die Stabilisierung des Landschaftswasserhaushalts ist eine Generationenaufgabe mit Schnittstellen zum Naturschutz, zur Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Eine zentrale Frage, die wir beantworten müssen, ist: Wie können wir künftiger Wasserknappheit vorbeugen und Nutzungskonflikte vermeiden?
Das Umweltministerium hat deshalb unter Beteiligung der Landkreise, kreisfreien Städte und der Gewässerunterhaltungsverbände das Landesniedrigwasserkonzept erarbeitet, das jetzt umgesetzt werden muss. Auch Waldumbau, Revitalisierung von Mooren, der Schutz von Auen und Maßnahmen wie Deichrückverlegungen helfen, das Wasser in der Landschaft zu halten. Künftig braucht es neben dem Engagement zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null um die Klimakrise einzudämmen, auch mehr und mehr Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des bereits eingetretenen Klimawandels. Hier müssen Naturschutz und Landnutzung Hand in Hand arbeiten und alte Gegnerschaften überwunden werden.“
Prof. Dr. Manfred Stock, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Zur aktuellen Lage in Brandenburg: Klimaveränderungen , Niederschläge, Verdunstungsrate und die Auswirkungen auf die Grundwasserneubildung
"Ist Brandenburg auf dem Weg zur Steppe?" ist die Eingangsfrage von Prof. Dr. Manfred Stock, der den verhinderten Dr. Fred Hattermann vertritt. Er zeigt in seinem Vortrag aktuelle Daten der Niederschlags- und Grundwassersituation in Brandenburg und deutschlandweit und erläutert die Problematik, dass insbesondere die Trockenheit im Boden dramatisch für das Pflanzenwachstum ist. Er regt weitere Diskussionen zum Thema an und appelliert an alle Beteiligten, untereinander im Gespräch zu bleiben.
Dr. Rüdiger Mauersberger, Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft
Aussagen zu Grundwasserlagedaten des Landesamt für Umwelt (LfU) in Brandenburg
Wie es in einigen Regionen in Brandenburg genau aussieht, zeigt Dr. Mauersberger in seinem Vortrag. Den Zusammenhang von Witterung und lokal so unterschiedlichen Grundwasserverhältnissen erklärt er sehr anschaulich und erläutert, wie sich die Niederungen von den Hochebenen in Brandenburg unterscheiden. Sein Rückschluss auf künftige Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und damit auch auf das Landschaftsbild ist erschreckend. Sein Plädoyer: "Wasserrückhalt statt Gewässerunterhaltung" untermauert er mit eindrucksvollen Zahlen, so in der Gegenüberstellungen der Kosten der Gewässerunterhaltung im Vergleich zu dem auf den landwirtschaftlichen Flächen erwirtschafteten Gewinn (darin eingerechnet öffentliche Fördergelder).
Prof. Dr. Irina Engelhardt, Technische Universität Berlin
Grundwasserressourcen in Brandenburg - Ansätze zur nachhaltigen Grundwasserbewirtschaftung in Regionen mit Wassermangel
Prof. Dr. Irina Engelhardt stellt Daten zum Wasserverbrauch in Brandenburg im bundesweiten Vergleich vor und setzt diese ins Verhältnis zur Wassergewinnung. Sehr anschaulich erläutert sie den Wasserhaushalt in Brandenburg, welche Komponenten ihn beeinflussen und welche Ursachen einer immer geringer werdenden Grundwasserneubildung zu Grunde liegen. Ihre Perspektiven für ein nachhaltiges Wassermanagement sind neu und innovativ. Sie zeigt neue Wasserressourcen auf.
Dr. Jörg Seidl, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.
Wie wirtschaftlich kann landwirtschaftliche Bewässerung sein?
Diese Frage beantwortet Dr. Jörg Steidl mit Daten aus dem Leibnitz Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). In seinem Vortrag geht er auf unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzungen ein und stellt den Mehrerlös aus der Bewässerung dem Wert der verbrauchten Güter und Leistungen gegenüber. Wer wissen möchte, ob und bei welchen landwirtschaftlicher Kulturen sich die Beregnung lohnt, ist eingeladen, sich den Vortrag anzuhören.
Karsten Stornowski, Beigeordneter Landkreis Uckermark
Bewirtschaftung und Unterhaltung der Vorfluter, Staue und Wehre im Sinne des Landschaftswasserhaushaltes
Einen Anstoß zum politischen Umdenken gibt Karsten Stornowski in seinem Vortrag. Zunächst stellt er die Grundlagen der Gewässerunterhaltung dar und erläutert die rechtlichen Vorgaben und Zwänge. An einem Positivbeispiel aus der Randowniederung zeigt er die Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an die Erfordernisse und Gegebenheiten eines Niedermoores.
Andreas Claus und Eckhard Lehman, Förderverein Elbe-Elster-Tours e. V.
Ein weiteres Beispiel dafür, wie sich eine regionale Initiative mit großem Engagement und hohem Fachverstand für den Wasserrückhalt einsetzt, zeigen Andreas Claus und Eckhard Lehmann in ihrem Projekt an der Schwarzen Elster im Landkreis Elbe-Elster. Mit Hilfe wissenschaftlicher Modelle haben sie Konzepte erarbeitet und Ziele definiert, welche zu einem Wasserrückhalt in der Schwarzen Elster führen. Sie zeigen deutlich auf, welche Hürden der Umsetzung des Projektes entgegenstehen, wer wichtige Akteure sind und wo rechtliche Hindernisse abgebaut werden müssen. Es folgt eine spannende Diskussionen zur Diskrepanz zu der inzwischen bekannten Datenlage, dem Bewußtsein, dass das Wasser in der Landschaft zurück gehalten werden muss, und den Schwierigkeiten bei der kurzfristigen Umsetzung von Wasserrückhaltprojekten.
Einigkeit herrscht bei allen Expert*innen: Wasserrückhalt in der Fläche ist dringender denn je. Neue Modelle müssen entwickelt und alte Bewirtschaftungsweisen dringend überdacht werden. Aber nicht nur die Politik ist gefordert, dafür schnell und wirksame Gesetzesänderungen durchzusetzen. Auch lokales Engagement ist unbedingt notwendig, um nicht mehr zeitgemäße Ausbauprojekte rechtzeitig zu stoppen.