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Jetzt Mitglied werdenSind Brandenburgs Gewässer noch zu retten?
Das war der NABU-Naturschutztag 2018
Friedhelm Schmitz-Jersch gab bei seiner Begrüßung den ca. 90 Teilnehmern einen kurzen Einblick in die umfassende Problematik rund um unsere Gewässer und wies auf den anstehenden Fitness Check der EU für die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) hin.
Kurt Augustin, Leiter der Abteilung Wasser und Boden im Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit ehrenamtlichen Engagements zum Schutz der Gewässer und machte darauf aufmerksam, dass viele Projekte rund um die Gewässer auch mit Unterstützung der Ehrenamtlichen umgesetzt werden. An Projekten wie dem „Blauen Band“ zeigen sich die gemeinsamen Bestrebungen, aquatische Lebensräume zu verbessern und damit den Zielen der WRRL nachzukommen. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf der Herstellung der Durchgängigkeit der Gewässer. Aber auch für die Verbesserung der Wasserqualität werden Anstrengungen unternommen. So konnte leider die gesetzliche Festlegung von Gewässerrandstreifen im neuen Brandenburger Wassergesetz nicht durchgesetzt werden, aber für die vorgesehene freiwillige Vereinbarung mit Landwirten zur Etablierung von Gewässerrandstreifen sieht der Abteilungsleiter gute Bedingungen.
Die Referenten:
Kurt Augustin (Abteilungsleiter - Wasser- und Bodenschutz im Umweltministerium Brandenburg)
Grußwort an die Teilnehmer des NABU-Naturschutztages
In seinem Grußwort an die Gäste der Veranstaltung betone Kurt Augustin, dass zur Erreichung der Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie noch eine gewaltige Wegstrecke vor allen Beteiligten läge. Dies gelte nicht nur für Brandenburg, sondern für alle Länder und Mitgliedsstaaten. Die EU-Kommission wertet noch in diesem Jahr die Umsetzungsberichte der Mitgliedsstaaten aus und wird 2019 eine Evaluierung der Richtlinie vornehmen. Im Herbst diesen Jahres werden die Umweltminister der Bundesländer dazu ein Positionspapier vorlegen.
Lesen Sie hier das vollständige Grußwort
Grußwort zum Herunterladen
Dr. Eberhard Rohde (NABU Brandenburg)
Die derzeitige Gewässersituation im Land Brandenburg
Das Land Brandenburg hat für 190 der Brandenburger Seen eine Berichtspflicht gegenüber der EU. Wie die Zustandsbewertung, die an Hand biologischer, chemischer und hydromorphologischer Kriterien erfolgt, zeigt, erreichen zurzeit nur 13 % unserer Seen die Ziele der WRRL. Davon sind nur vier Seen in einem sehr guten, 20 Seen immerhin in einem guten ökologischen Zustand. Der weitaus größere Teil ist im unbefriedigenden und schlechtem Zustand. Auch bei den Fließgewässern gibt es erheblichen Verbesserungsbedarf. Von den 1.346 Flüssen und Bächen im Land erreichen nur 6 % einen guten Zustand. Der größte Anteil befindet sich in einem mäßigen und unbefriedigenden Zustand und 208 Fließe sind im schlechten Zustand. Es gibt viel zu tun, wenn bis 2027 die Ziele der WRRL erreicht werden sollen. Dabei appelliert Dr. Rohde insbesondere an NABU Gruppen, sich bei der Erstellung der Gewässerkonzepte zu beteiligen. Aber auch die Politik steht hier in der Verantwortung. So muss insbesondere im Agrarbereich auf die Einhaltung bestehender Gesetze wie der Dünge- und Pestizidverordnung zum Schutz unseres Grundwassers, geachtet werden. Auch die Etablierung einer 4. Reinigungsstufe bei den Klärwerken ist dringend geboten.
Vortrag zum herunterladen:
Dr. Nicole Kovalev (BIUW Ingenieur GmbH)
Gewässerkonzepte an Hand von drei Beispielen
Dr. Nicole Kovalev stellte die Umsetzung von Gewässerkonzepten an Hand von drei Beispielen vor. Hier zeigt sich, dass von der Planung bis zur Umsetzung der Maßnahmen schon mal 6 Jahre vergehen können. Ein langwieriger Prozess, bei dem die Situation vor Ort und die Verfügbarkeit von Flächen die wesentlichsten Punkte sind.
"Es hängt von den Menschen ab, egal auf welcher Ebene!"
Die Frage nach der Flächenverfügbarkeit ist ein zentrales Kriterium und muss daher von Anbeginn der Planungen mit einbezogen werden. Dies wurde beim Gewässerentwicklungskonzept Schwielochsee/ Dammühlenfließ beachtet. Durch eine umfangreiche Bürgerbeteiligung und einer Machbarkeitsstudie, welche die Flächeneigentumsverhältnisse berücksichtigte, konnten nun wirkungsvolle Einzelmaßnahmen festgelegt werden.
Vortrag zum herunterladen:
Dr. Hartmut Kretschmer, Udo Rothe, Frank Ott (NABU Neuenhagen)
Praktische Umsetzung von Maßnahmen zur Gewässerrenaturierung
In einem sehr praxisnahen Vortrag stellten Dr. Hartmut Kretschmer und Frank Ott vom NABU Neuenhagen, sowie Udo Rothe, Fischereiingenieur am Naturkundemuseum Potsdam, die praktische Umsetzung von Maßnahmen zur Gewässerrenaturierung vor. So wurden bereits 1990 erste Maßnahmen am Neuenhagener Mühlenfließ durchgeführt. Es wurden Staue und Sohlgleiten eingebaut, um den Wasserstand im Fließ und im Frühjahr auf den umliegenden Wiesen zu erhöhen, um diese unter anderem als Laichplatz für den Hecht aufzuwerten. Bald stellten sich auch weitere seltene Fischarten, wie Bitterling, Steinbeißer, Bachneunauge und Schlammpeitzger im Fließ ein. Aber auch erste Neophyten wie der Sonnenbarsch konnten durch das Monitoring von Udo Rothe nachgewiesen und der in Neuenhagen gelegene Hellpfühleteich als Quelle für das Vorkommen dieser Art ermittelt werden. In enger Zusammenarbeit mit dem regionalen Anglerverband wurden zur Eindämmung der Population Abfangaktionen durchgeführt, umso wieder einen Lebensraum für Amphibien und Wirbellose zu schaffen.
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Dr. Michael Trepel (MELUND, Schleswig-Holstein)
Die Wirksamkeit von Gewässerrandstreifen
Die naturschutzfachliche Wirkung von unbewirtschafteten Randstreifen für unsere Gewässer wurde von Dr. Michael Trepel vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung in Schleswig-Holstein vorgestellt.
"Gewässerrandstreifen sind nur ein Mittel zur Erreichung der Ziele der WRRL, aber dafür ein sehr wichtiges und wirksames."
Hier wurde durch eine Allianz aus dem Bauernverband, Wasser- und Bodenverbänden, sowie dem Ministerium freiwillige Vereinbarungen mit Landwirten zur Einrichtung eines mindestens fünf Meter breiten Gewässerrandstreifens geschaffen. Zum Schutz der angrenzenden Gewässer ist innerhalb dieser Randstreifen der Grünlandumbruch sowie die Entfernung von Gehölzen verboten. Weiterhin dürfen hier keine wassergefährdenden Stoffe, Pestizide und Düngemittel aufgebracht werden.
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Steffen Bohl (Naturpark Hoher Fläming)
Renaturierung von Bächen im Naturpark Hoher Fläming
An Hand von Beispielen erläutert Steffen Bohl die Praxiserfahrungen bei der Renaturierung von Bächen aus dem Naturpark Hoher Fläming.
Bereits in den 90er Jahren wurden Maßnahmen durchgeführt zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Gewässer, um die Ausbreitung geschützter Arten wie beispielsweise das Bachneunauge, zu fördern. Dabei spielen aber nicht nur die Tiere eine wichtige Rolle, sondern auch die für Auen typische Vegetation. Diese sollte unbedingt in den Konzepten zur Gewässerrenaturierung mitberücksichtigt werden.
Vortrag zum herunterladen:
Sascha Maier (BUND Brandenburg)
Das Weltbankprojekt in Polen
Das Weltbankprojekt in Polen zum Hochwasserschutz an Oder und Weichsel und seine ökologischen Auswirkungen stellt Sascha Maier vor. Im Rahmen des Projektes sollen Hochwasserabflussverhältnisse an der Grenzoder optimiert und stabile Fahrwasserverhältnisse insbesondere für den Einsatz der deutsch-polnischen Eisbrecherflotte sichergestellt werden. Dazu ist eine Vertiefung der Gewässersohle auf 1,80 m Wassertiefe erforderlich, wodurch die Gewässersohle homogenisiert und wichtige Laichplätze für geschützte Fischarten wie den Ostseeschnäpel und den Baltischen Stör verloren gehen. Darüber hinaus ist der Ausbau des Zwischenoderlandes für den Hochwasserschutz vorgesehen. Dabei handelt es sich um ein Gebiet zwischen Schwedt und Stettin, welches ursprünglich als Kernzone des Internationalparks Unters Odertal vorgesehen war. Mit den Ausbauplänen werden die einzigartigen Auen-Überflutungsmoore und die Biologische Vielfalt, die sich im Zwischenoderland seit rund 70 Jahren in den ungenutzten Poldern nahezu ungestört entwickeln konnte, bedroht.