Erlebnis Artenvielfalt
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August 2020 : Elf Jahre nach der letzten Veröffentlichung hat das Landesamt für Umwelt eine aktualisierte Rote Liste und Liste der Brutvögel 2019 vorgelegt. Die Bestände einiger Arten entwickelt sich positiv: eine Reihe der „Flaggschiffarten“ des Naturschutzes konnte aus der Roten Liste entlassen werden. Doch 44 Prozent der Brutvögel in Brandenburg gelten weiterhin als gefährdet oder bereits ausgestorben.
Rote Listen werden auch als Fieberthermometer des Naturschutzes bezeichnet. Mit Informationen über den Gefährdungsgrad bestimmter Arten geben sie Auskunft über den Zustand der biologischen Vielfalt. Die erste Rote Liste der Brutvögel Brandenburgs erschien 1992, die zweite 1997 und dann erst erneut im Jahr 2009. Zum Jahr 2009 mussten neue überarbeitete internationale Kriterien zu Grunde gelegt werden. Neu war auch die breite Datenbasis, auf der die Gefährdungseinstufungen beruhen. Die langjährigen Vogelerfassungsprogramme, die die Staatliche Vogelschutzwarte des Landesumweltamtes in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Berlin Brandenburgischer Ornithologen (ABBO) mit mehr als 300 ehrenamtlichen Vogelkundlern durchführt, liefern zuverlässige Daten.
So ist der Bestand der Großtrappe dank ambitionierter Schutzbemühungen weiter gestiegen. Über 300 Exemplare der beeindruckenden Tiere leben im Westhavelland. Weitere positive Bestandstrends sind für See- und Fischadler, Kranich und Uhu festzustellen – sie werden als nicht mehr gefährdet in der aktuellen Liste geführt. Insgesamt 23 Arten konnten in der Gefährdungskategorie (ohne Vorwarnliste) heruntergestuft werden.
Für Brachpieper, Drosselrohrsänger und Wiedehopf trägt Brandenburg eine besonders hohe nationale Verantwortung. Beim Wiedehopf gibt es eine Zunahme der Bestände, u.a. dank vermehrter Schutzbemühungen in den Schwerpunktgebieten sowie womöglich auch aufgrund der Trockenjahre und lokal extensivierten Landnutzung. Er ist ausschließlich in wärmeren Regionen verbreitet. Auch beim Drosselrohrsänger, der Röhrichte an Seen sowie auch Schilfgürtel an Fließen besiedelt, scheinen sich die Bestände zu stabilisieren.
Bei der Betrachtung der kurzfristigen Trends bei den Brutvogelarten der Gewässerlebensräume fällt das Resultat gut aus. Insgesamt zeigen mehr Arten einen positiven Bestandstrend. Doch im Vergleich zur Roten Liste 2008 hat sich die Zahl der abnehmenden Arten von 16 auf 23 Arten sogar noch erhöht. Für Kormoran, Graureiher, Knäkente, Haubentaucher und Zwergtaucher lassen sich Rückgänge in der Population in den vergangenen 10 Jahren, vermutlich durch vermehrte Beutejagd auch durch Waschbären, feststellen.
Bei den Brutvogelarten des Waldes ist die Anzahl der zu- und abnehmenden Arten im Vergleich zur Roten Liste 2008 ungefähr gleich geblieben. 24 Arten zeigen eine Zunahme, 26 Arten eine Abnahme. Dabei spielt die Bewirtschaftung eine wesentliche Rolle. So sind bei der naturnahen Bewirtschaftung, der Zunahme von älteren Baumbeständen und dem Erhalt von Höhlenbäumen, positive Effekte zu erreicht. Dort wo eine Intensivierung vorliegt, stellen sich Rückgänge u.a. bei Weidenmeise, Wald- und Gartenbaumläufer, Mittelspecht und Zwergschnäpper ein. Starke Rückgänge weisen Turteltaube und Baumpieper auf, die auf spärlich bewachsene Waldflächen angewiesen sind, die immer seltener werden. Auch die Bestände des Wintergoldhähnchens unterliegen einem stark abnehmenden Trend.
Als „katastrophal“ bewerten die Autoren die Bestandssituation in der Agrar- bzw. Offenlandschaft. 33 der 56 Brutvogelarten zeigen einen negativen Trend. Selbst für 33 Arten der offenen Landschaft, die bisher als häufig galten, weist die Rote Liste nun einen Rückgang aus. Damit hält der für die landwirtschaftlichen Nutzflächen festgestellte Biodiversitätsverlust weiter an. Besonders betroffen sind bodenbrütende Arten, die Arten des Feuchtgrünlandes sowie insektenfressende Arten.
Negative Bestandsentwicklungen sind prominent für Feldlerche, Kiebitz und Großer Brachvogel zu vermelden. Als ausgestorben gelten nun Birkhuhn, Kampfläufer und Moorente. Brachvogel, Uferschnepfe, Rotschenkel, Bekassine und Tüpfelsumpfhuhn sowie das Rebhuhn mussten in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ aufgenommen werden. Sperbergrasmücke, Neuntöter, Brachpieper und Ortolan kamen in der Vorwarnliste dazu.
Auch im Siedlungsbereich sind von den 28 siedlungstypischen Brutvogelarten nur für 7 Arten positive Trends zu beobachten. Negativ trifft es Turmfalke, Mehlschwalbe, Mauersegler, Star und Hausrotschwanz sowie Schleiereulen und Dohlen. Ihnen gehen die Brutplätze verloren. Durch den Verlust von Ruderalflächen und unversiegelten Flächen als Nahrungsflächen leiden auch Haubenlerche, Stieglitz, Bluthänfling, Feldsperling und Grünfink.
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