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Jetzt Mitglied werdenBiologische Vielfalt in der Landwirtschaft
Zielgerichtete Maßnahmen und Beratungen notwendig
Das Programm formuliert Leitbilder, Ziele und Maßnahmenvorschläge, um bis 2020 einen Beitrag zum Erhalt der Arten und Lebensräume zu leisten. Bei vielen Tier- und Pflanzenarten in Brandenburg sind starke Rückgänge in der Artenvielfalt und in den Bestandszahlen zu verzeichnen. Auch die entsprechenden Lebensräume sind nach wie vor beeinträchtigt. Die Landwirtschaft trägt durch intensive Nutzung, Pestizideinsatz und Überdüngung auch als Folge der Massentierhaltung einen hohen Anteil an diesem Rückgang. Mit Agrarumweltmaßnahmen sollen unter anderem mehr Strukturen in der Landschaft geschaffen, ein geringerer Schadstoffeinsatz bewirkt und die vorhandenen ökologischen Leistungen gestärkt werden.
Der Landesvorsitzende des NABU Brandenburg, Friedhelm Schmitz-Jersch, begrüßte die 50 Vertreter aus Naturschutzinstitutionen, Verbänden, Politik und Wissenschaft, die an der Veranstaltung teilnahmen.
Neben Fachvorträgen von Prof. Dr. Vera Luthardt (Vorsitzende des Naturschutzbeirats in Brandenburg), sowie von Dr. Frank Reichel (Abteilungsleiter Naturschutz im MLUL) und Holger Pfeffer (Koordinierungsstelle Landschaftspflegeverband Brandenburg) brachten sich auch Henrik Wendorff (Präsident Landesbauernverband) und Dr. Beatrix Wuntke (Geschäftsführerin NABU KV Brandenburg/ Havel) in der anschließenden Podiumsdiskussion ein.
Der Konsens des Gespräches: Agrarumweltmaßnahmen müssen zielgerichtet umgesetzt, entsprechende Fördergelder sinnvoll verteilt, Bürokratieaufwand gemindert und Landnutzer vor Ort beraten werden, um dem Biodiversitätsverlust entgegen zu wirken.
Holger Pfeffer erklärte hierzu, dass die Fördermöglichkeiten für Agrarumweltberatungen der Landwirte vom Ministerium nicht ausgeschöpft werden. Vera Luthardt regte an, dass eine individuelle Beratung der Landwirte erfolgen und darüber hinaus standortspezifische Konzepte zusammen erarbeitet werden müssten. Dabei muss die Landesregierung ihrer Pflicht nach qualifizierten Beratungen nachkommen, wie Henrik Wendorff erklärte. Auch er sehe eine Notwendigkeit darin, die vorliegenden komplizierten Strukturen in der Beantragung von Fördermitteln und Einheitsregelungen regional anzupassen und durch Vor-Ort-Absprachen sinnvoll zu ergänzen. Dr. Frank Reichel betonte, seine Anstrengungen zu erhöhen, um Lösungen für die komplizierte Antragstellung der Landwirte für Fördermittel zu finden.
Durch das Publikum wurde die gießkannenartige und pauschale Förderung von Agrarumweltmaßnahmen, wie sie momentan besteht, kritisiert. Generell müssten Förderprogramme langfristiger verfolgt werden, um deren Wirkungen abschätzen zu können. Weiterhin betonten Pfeffer und Luthardt, dass manche Maßnahmen, wie etwa die Anlage von Blühflächen, nicht oder nur unzureichend durch die bestehenden Förderprogramme abgedeckt werden. Hier bestehe dringender Nachbesserungsbedarf, um die EU-Förderungen zielgerichtet für ökologische Maßnahmen einsetzen zu können. Das Publikum hob besonders die Anlage und langfristige Pflege von Heckenstrukturen als wichtiges Strukturelement in der Agrarlandschaft hervor. Hecken fungieren nicht nur als Lebensraum und Biotopverbund in unserer immer ausgeräumteren Landschaft, sondern schützen auch vor Bodenerosion und sichern damit langfristig den Landwirten Ernteerträge. Pfeffer plädierte dafür, vehementer Maßnahmen auf Ackerflächen über Kompensationsmaßnahmen der Landschaftsplanung umzusetzen.
Sowohl für die Ausgestaltung der Greening-Maßnahmen als auch im Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) besteht aus Sicht der Teilnehmer ein dringender Anpassungsbedarf. Herr Dr. Reichel bestätigte, dass im Zuge einer Evaluation erfolgreiche Maßnahmen betont und unwirksame Maßnahmen korrigiert werden.
Der NABU Brandenburg unterstützt die Forderung nach einer besseren Angebotsgestaltung, u.a. bei der Anlage von Blühstreifen, Gewässerrandstreifen und Heckenstrukturen und regionalen Beratungen und wird weiter im Gespräch mit Politik, Landwirtschafts- und Umweltverbänden bleiben, um die Problemlagen zu bearbeiten.