Das „Nature Restoration Law“ der EU
Das Gesetz soll bedrohte Ökosysteme wie Moore und Auen wieder in einen guten Zustand bringen. Diese Wiederherstellung hilft auch uns Menschen. Mehr →
Unser derzeitiges Wirtschaftssystem ist darauf ausgerichtet, immer mehr Wachstum zu erzeugen und damit immer mehr Ressourcen zu verbrauchen. Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir immer mehr konsumieren. Die Menschheit muss aber zu einer an Nachhaltigkeit orientierten Gesellschaft übergehen, um die irreversible Ausbeutung unserer Lebensgrundlage zu stoppen. Dies ist auch im Sinne der globalen Gerechtigkeit und der Generationengerechtigkeit. Es liegt in unserer Verantwortung, den alleinigen Fokus auf ein Wachstumsparadigma zu brechen, um sozial-ökologische Transformationsprozesse hervorzubringen.
Um sich dem Thema zu nähren, richteten wir von September 2023 bis Januar 2024 eine hybride Veranstaltungsreihe aus. Mit fachkundigen Gästen diskutierten wir, welche Utopien es für eine nachhaltige Gesellschaft gibt und wie wir Lösungen für die aktuell drängenden Probleme finden.
Mit ca. 30 Personen im Haus der Natur Potsdam sowie 20 Personen im digitalen Raum fand am 27. September 2023 die erste Veranstaltung in der Reihe "Mehr. Weniger. Machen!" statt. Den Impulsvortrag hielt Prof. Dr. Matthias Barth, Präsident der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Als Podiumsgäste begrüßten wir Dirk Ilgenstein, Präsident des Landesumweltamtes Brandenburg sowie Susanne Engels, Präsidiumsmitglied der IHK Potsdam.
Prof. Barth führte durch die Grundzüge der Transformationstheorie und erläuterte, dass jede*r sehr unterschiedliche Bilder vor dem inneren Auge hat, wenn es um mögliche Zukünfte geht. Die Herausforderungen in Transformationsprozessen wurden dargelegt und mögliche Entwicklungspfade vorgestellt. Insbesondere rückten die Spannungsfelder der lokalen vs. der globalen Ebene, des Individuums vs. der Gesellschaft, aber auch der Gerechtigkeit (oben vs. unten) und des digitalen vs. analogen Handelns in den Mittelpunkt. Letztlich ginge es darum, welche Werte sowohl Einzelne als auch die Gesamtgesellschaft in Gegenwart und Zukunft leben und vertreten möchte. Der Hauptaugenmerk sollte darauf gerichtet sein, dass Menschen im politischen Raum, Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen in einen gemeinsamen Austausch treten, sich mit Ideen frei ausprobieren können und somit im Großen wie im Kleinen wirkmächtig werden.
In der Diskussion wurde deutlich, dass wir bereits in einer Entwicklungsphase sind, aber Veränderungsprozesse noch nicht hinreichend wirksam werden (Bsp. Verlust der Biodiversität, Klimawandel). Das Gespräch machte deutlich, dass es für Menschen stets eine Anstrengung bedeutet, Veränderungen nicht nur hinzunehmen, sondern sie mitzugestalten. Dabei gilt es aber auch, bei mehr politischem Engagement auch zu entsprechenden Verbindlichkeiten zwischen Politik und gesellschaftlichen Akteur*innen zu kommen. Der Appell war, nicht in Klischees und Schwarz-Weiß-Denken zu verharren. Eine besondere Verantwortung liegt darin, bereits im frühen Bildungsbereich den Grundstein für ein nachhaltiges Mindset zu legen. Auch die These, Wohlstand sei gleichbedeutend mit wirtschaftlichen Wachstum, wurde diskutiert. Letzlich bleibt aber die Frage, welche Werte wir vertreten möchten und wie eine bessere Zukunft aussehen kann - die nur gemeinsam erörtert werden kann und für die es keine vorgefertigte Standardlösung gibt.
Am 18. Oktober 2023 fand die zweite Veranstaltung der Reihe statt. Daniel Rieger vom NABU Bundesverband hielt den Impulsvortrag. Wir begrüßten als Podiumsgäste Clemens Rostock, stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Infrastruktur und Landesplanung und Sylvia Friedrich, Hauptabteilungsleiterin der Stadtwerke Potsdam.
Zu Beginn schauten wir uns zwei Videos zum Thema von Prof. Dr. Barbara Praetorius von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, an. In diesen wurde deutlich, dass der Klimawandel und die Umweltprobleme die Top-Risiken für die Weltwirtschaft sind. Das neue Leitbild ist Green Economy: eine Wirtschaftsweise im Einklang mit Natur und Umwelt. Dann startete der Vortrag von Daniel Rieger. Er erläuterte, dass wir die Wirtschaft den planetaren Grenzen anpassen müssen, denn mit dem aktuellen Lebensstil der Deutschen bräuchten wir 1,7 Erden. Energie und Verkehr sind wichtige Kompenenten bei der Transformation. So macht beim jährlichen CO2-Austoß die Energieherstellung 34 % aus und der Verkehr 20 %. Das Projekt "Ariadne" macht den Fortschritt in der Energietransformation messbar - es wird deutlich, dass die Entwicklung langsamer voranschreitet als notwendig wäre. Eine große Rollen spielen in Zukunft Wind- und Solarenergie. Beim Verkehrswandel kratzen wir aber noch mehr an der Oberfläche. Denn es werden immer mehr motorisierte Fahrzeuge, so sind es 2023 immer noch 45 Millionen Fahrzeuge mit fossilem Antrieb. Biokrafstoffe sind dabei leider nicht die Lösung, denn diese verbrauchen mehr CO2 in der Herstellung als fossile Kraftstoffe. Die Zukunft sind hier Elektromotoren. Dass eine Transformation nötig ist, steht laut Rieger außer Frage, doch es stagniert in der Umsetzung.
Die Gäste stimmen ihm beim Vortrag zu und in der Diskussion wird deutlich, dass es viele Hürden in der Planung gibt. So fehlen geeignete Standorte, Personal und Strategien zum Wandel in den Betrieben. Es müssen Speichermöglichkeiten für erzeugte erneuerbare Energien verbessert und auch Gas als Energieträger muss weiter als Brückentechnologie genutzt werden. Außerdem muss die Infrastruktur der Bahn dringend ausgebaut werden, denn momentan ist vieles auf das Auto als Verkehrsmittel ausgerichtet. Die Stadtwerke sind aber auch auf mehr Förderung angewiesen um günstige Tickets zu ermöglichen, aber trotzdem den ÖPNV auszubauen. Am Ende der Diskussion schauten alle trotzdem in eine hoffnungsvolle Zukunft, denn wenn wir den Wandel schaffen profitiert nicht nur das Klima: denn dann wird es deutlich mehr Parks, weniger Lärm, bessere Luft und weniger Unfälle geben. Denn da wo es hingeht soll es schöner sein, als wo wir jetzt sind.
4 % der Landesfläche Deutschlands sind Biosphärenreservate, drei der 17 sind in Brandenburg zu finden: Schorfheide-Chorin, Flusslandschaft Elbe-Brandenburg und Spreewald. Johannes Prüter führte am 15. November die 15 Teilnehmenden vor Ort und die über 30 zugeschalteten Teilnehmenden in die Strategien hinter den BR ein. Biosphärenreservate sind ein Wirkraum für eine starke Nachhaltigkeit, bei der der Erhalt der Biodiversität in den Kulturlandschaften im Vordergrund steht. Insbesondere warf er einen Fokus darauf, dass v.a. regionale Identitäten gefunden, geschaffen und unterstützt werden können. Denn regionale Netzwerke und Partnerinitiativen bieten zahlreiche Möglichkeiten, um nicht nur einen ökologischen Beitrag zu leisten, sondern auch soziale Aktivitäten im ländlichen Raum anzuregen, Konflikte aufzulösen und Interessen auszubalancieren. Hierfür sind gute Kommunikationsstrategien und feste Ansprechpartner*innen, die Erfahrung und Wissen mitbringen, unerlässlich.
In der Diskussion mit Prof. Dr. Erik Aschenbrand, Dr. Martin Flade sowie Doris Klughardt wurde klar, dass Biosphärenreservate Vorbildfunktionen einnehmen können und enorme Vernetzungsarbeit für Regionen leisten. Wenn auch im Hinblick auf die ökologische Wirkmächtigkeit noch Diskrepanzen bestehen (z. B. bei der Umsetzung der Managementpläne), so bilden Biosphärenreservate nach wie vor Modellregionen, in denen neue Konzepte ausprobiert werden können. Hervorgehoben werden müssen dabei die Junior-Ranger- und Freiwilligen-Programme, internationale Besuchergruppen und auch Biosphärenreservatsschulen.
Diese Frage auf unserer Veranstaltung am 13. Dezember kurz vor Weihnachten zu stellen, scheint kühn. Doch gerade die verborgenen Kosten von Produkten sind es, die zulasten von Umwelt & Natur und zulasten des Lebens anderer Menschen auf der Welt gehen. Diese verborgenen Kosten stecken hinter Lebensmitteln, die wir essen, hinter Kleidern, die wir tragen, und hinter E-Autos, mit denen Brandenburg eine große Aufmerksamkeit erhält.
Dr. Klaus Seitz, ehemaliger Leiter der Abteilung Politik bei Brot für die Welt, zeigte einige verborgene Kosten verschiedener Produkte und Produktionsweisen auf und warf auch einen Blick auf die COP in Dubai. Klar ist: Die verborgenen Kosten unseres Konsums sind längst sichtbar geworden, Umweltschäden werden ausgelagert, ebenso die Folgen der Ausbeutung von Ressourcen und von menschlicher Arbeitskraft. Der gesellschaftliche Schaden nicht-nachhaltigen Konsums nimmt inzwischen gigantische Ausmaße an. Auswege bieten auch im Hinblick auf den Klimaschutz eine Anpassung unserer Lebensverhältnisse, sei es im Wohnen, in unserer Mobilität oder in der Ernährung und das solidarische Aufstehen und Zusammenstehen in der Zivilgesellschaft.
In der Diskussion mit Prof. Ortwin Renn, ehemaliger Direktor am Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) & Uwe Prüfer, Verbund Entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen Brandenburgs e.V. (VENROB) bestärkten wir diese Ansätze. Zum einen müssen Missstände sichtbar und öffentlich gemacht werden und Leute für Fehlentscheidungen zur Verantwortung gezogen werden. Zum anderen sind zahlreiche Initiativen, Verbände und Vereine beständig auf dem Weg, im regionalen Raum aktiv zu werden.
Das Grundverständnis nach einem guten Leben muss beinhalten, dass auch das Leben meiner Mitmenschen gut sein muss, ich also nicht auf Kosten anderer Menschen leben darf. Dieses Wertebild zu vertreten, muss wieder gestärkt werden. Viele Stellschrauben lassen sich jedoch nur strukturell und in der Politik lösen. Die Verbände sind angehalten, mit ihren Themen vernetzter und solidarisch an die Politik heran zu treten.
Am Abend des 24. Januar 2024 fand der abschließende Beitrag zum Thema "Welche Ansätze für eine nachhaltige Entwicklung funktionieren?" statt.
Konrad Gürtler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IASS (Institute for Advanced Sustainability Studies), präsentierte spannende Einblicke in sein Institut und stellte Forschungsergebnisse aus seiner regionalen Studie zur Bergbaufolgelandschaft in der Lausitz vor. Seine interdisziplinäre Arbeit konzentriert sich auf Bedingungen und Dynamiken, die Veränderungen hin zu Nachhaltigkeit auf regionaler Ebene fördern oder behindern. Simone Holzwarth, Eine-Welt-Promotorin bei Stadt-Land.move, berichtete von ihrer langjährigen Praxiserfahrung in Werder/Havel und zeigte auf, wie sie mit Mitmachaktionen für mehr Nachhaltigkeit vor Ort begeistert. Mit einem Hintergrund in Erziehungswissenschaften und einer Promotion zu antikolonialen Bildungsentwürfen bringt Simone eine fundierte Expertise in ihre Arbeit ein.
In der anschließenden Diskussion betonte man die oft unterschätzte Bedeutung des regionalen Wandels zu mehr Nachhaltigkeit, der nicht als Luxusproblem abgetan werden sollte. Die Notwendigkeit, diese Thematik regelmäßig in Erinnerung zu rufen, wurde hervorgehoben. Insbesondere wurde darauf eingegangen, dass persönliche Vernetzung bei Veranstaltungen einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, den regionalen Wandel erfolgreich voranzutreiben.
Ein diskutierter Aspekt war die Erkenntnis, dass Menschen sich besonders durch festliche Essen und gemeinsame Koch- und Essaktionen niedrigschwellig für nachhaltige Themen begeistern lassen. Diese informellen Treffpunkte bieten eine ansprechende Plattform, um Menschen auf eine zugängliche Weise für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.
Des Weiteren wurde betont, dass die Fähigkeit der Menschen, sich im Schulterschluss zu engagieren, oft aus Empörung entsteht. Aktuelle Beispiele, wie die Proteste gegen Rechts, verdeutlichen, dass Menschen aufstehen und ihre Stimme erheben, insbesondere wenn sie sonst wenig Gehör finden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit auf lokaler Ebene immer wieder diese Empörung zu wecken und für mehr Nachhaltigkeit Werbung zu machen. Die Veranstaltung bot wertvolle Einblicke in Forschungsergebnisse und praxisnahe Impulse für nachhaltiges Handeln im lokalen Kontext.
Das Gesetz soll bedrohte Ökosysteme wie Moore und Auen wieder in einen guten Zustand bringen. Diese Wiederherstellung hilft auch uns Menschen. Mehr →
Deutschland hat gegen EU-Naturschutzrecht verstoßen – so lautet das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Jetzt muss nachgebessert werden, sonst drohen Strafzahlungen. Mehr →
Die Nationale Biodiversitätsstrategie soll den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland aufhalten und den negativen Trend umkehren. Mehr →
Der Ansatz der Bundesregierung ist aktuell nicht geeignet, Finanz- und Umweltpolitik zu vereinbaren. Die NABU-Studie gibt Hinweise zur Weiterentwicklung. Mehr →
Lieblingspruch von Leugner*innen der Klimakrise: „Alles nur Panikmache!“ Immer mehr solcher Mythen sind im Umlauf – damit räumen wir nun auf. Mehr →
Die Verbandsbeteiligung gibt dem NABU ein Informations- und Mitwirkungsrecht in Verfahren, die mit Eingriffen in die Natur verbunden sind. NABU-Aktive vor Ort bringen sich hier mit viel Fach- und Ortskenntnis ein. Mehr →
Mit mehr Klima- und Naturschutz in der Landwirtschaft riskieren wir die Ernährungssicherheit, heißt es oft. Der NABU hat nachgerechnet: Es geht beides. Mehr →
Die wichtige Entscheidung der EU zum Renaturierungsgesetz zeigt auch für NRW einen Weg zum natürlichen Gewässerschutz auf. Mehr →
Wir sind, was wir tun! Der NABU Brandenburg schützt mit mehr als 15.000 Mitgliedern aktiv die Natur. Machen Sie mit, werden Sie Teil einer starken Gemeinschaft!
Jetzt Mitglied werden