Zweite Chance für den Kleinen Werl
Dank vieler Spenden ist die Kormorankolonie im Scharmützelsee nun dauerhaft gesichert
Update:
Da unsere Fördermittel, die wir 2017 für die Versteigerung des "Kleinen Werls" akquiriert hatten, nach der deutlich verlorerenen Auktion zurückgeben werden mussten, waren wir für die erneute Versteigerung auf Spenden angewiesen. Durch die Spendenaktion in diesem Spätsommer konnten wir nun die kleine Insel und seine Koromorankolonie nun dauerhaft sichern. Wir bedanken uns herzlich bei allen Spender*innen, die den Kauf ermöglicht haben!Zurückliegend...
Der Kleine Werl, bei Bad Saarow, steht erneut zum Verkauf. Das naturbelassene Inselgrundstück ist knapp 2.800m² groß, bewaldet und beherbergt eine der größten Kormorankolonien Brandenburgs. Die vielen Kormorane ziehen auch Seeadler an, die mit ihren bis zu 2,40 m Flügelspannweite, ihren Speiseplan mit ihnen bereichern. Das Naturidyll ist leider gefährdet denn durch die Nähe zum Thermalsole- und Moorheilbad Bad Saarow erscheint diese Insel allerdings auch für Unternehmen, beispielsweise aus dem Tourismussektor, äußerst interessant.Nach einem wahren Bieterkrimi im Frühjahr 2017 ist der NABU daher auch von Spekulanten haushoch überboten worden. Alle damals von uns für einen potentiellen Kauf der Insel akquirierten Fördermittel verfielen somit. Nachdem sich die Träume der Investoren von einem Inselparadies für Touristen aber zerschlagen hatten, bekommt der NABU nun eine zweite Chance und könnte die Insel für rund 2.800 Euro (inkl. Nebenkosten) kaufen.
2017: NABU bei Inselversteigerung chancenlos
Die bundeseigenen Bodenverwertungs- und verwaltungsgesellschaft mbH (BVVG) hat am Donnerstag (23. März 2017) die Inseln „Kleiner Werl“ und „Großer Werl“ im Scharmützelsee für 40.000 Euro bzw. 128.000 Euro versteigert. Der NABU Brandenburg, der mitgeboten hatte, um die Inseln dauerhaft für den Naturschutz zu sichern, war angesichts dieser Summen chancenlos.
Dennoch werden die Naturschützer den Kampf um die Erhaltung dieser wertvollen Naturschutzflächen, die im Landschaftsschutzgebiet (LSG) liegen, nicht aufgeben. Bereits vor der Auktion hat der NABU bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Oder-Spree die Ausweisung der beiden Inseln im Scharmützelsee als Naturschutzgebiet (NSG) beantragt. Ebenso hat er diese gebeten, die einstweilige Sicherstellung nach §22 Abs. 3 Bundesnaturschutzgesetz zu prüfen.
Darüber hinaus wird geprüft, inwieweit die Insel „Kleiner Werl“ als faktisches EU-Vogelschutzgebiet (Special Protect Area – SPA) einzustufen ist und eine entsprechende Ausweisung zu fordern ist. „Mit den 350 Brutpaaren, und damit einem Viertel des Brandenburgischen Kormoranbestandes, ist die Insel für den Vogelschutz höchst wertvoll“, so Christiane Schröder, Landesgeschäftsführerin des NABU Brandenburg. Als „faktisches Vogelschutzgebiet“ wäre der „Kleine Werl“, solange keine offizielle Einstufung von europäischer Seite erfolgt, sogar noch stärker geschützt, da bis dahin keine Veränderungen erfolgen dürfen.
„Angesichts der horrenden Summen, die bei der Auktion für die beiden kleinen Inseln gezahlt wurden, befürchten wir das Schlimmste“, so Christiane Schröder. Zeige dies doch deutlich, wie groß das finanzielle Interesse an unbebautem Land, insbesondere an den beiden Inseln ist. Umso unverständlicher ist nach Ansicht des NABU das Vorgehen der BVVG, nicht bereits im Vorfeld der Veräußerung Naturschutzstiftungen oder -verbänden ein Angebot zu unterbreiten. „Als Behörde des Bundes muss die BVVG nicht nur wirtschaftliche, sondern auch öffentliche und naturschutzfachliche Interessen vertreten“, fordert Schröder. „Wir hoffen sehr, dass der Bund seine Verantwortung diesbezüglich wieder stärker wahrnimmt und mit uns und den Naturschutzbehörden stärker in den Dialog tritt.“
"Der NABU steht vor Ort auch den anliegenden Kommunen als Partner zur Seite, wenn es gilt, das Landschaftschutzgebiet Scharmützelsee zu erhalten und in seiner Einzigartigkeit zu entwickeln. Denn dieses ist oft der Grund für den Tourismus in der Region", so Stephan Wende, Vorsitzender des NABU Fürstenwalde.
Brutplatz von Kormoranen
Nachdem 2012 am nahegelegenen Wochowsee die Kormorankolonie aufgegeben wurde, fühlen sich die Tiere nun auf dem Kleinen Werl besonders wohl. So wurden 2016 auf dem Kleinen Werl 350 und auf dem Großen Werl 19 Brutpaare beobachtet. Seeadler schätzen Kormorane als Bereicherung ihres Speiseplanes. Zwar kommt es in intensiver von den Kormoranen genutzten Bereichen durch den Kot der Vögel zu Schädigungen der Bäume, einem Untergang der Insel oder ihrem Sterben ist dies jedoch keinesfalls gleichzusetzen. Es ist neues Leben, das von der Insel Besitz ergreift und Altes ersetzt.