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Das war das Jahr 2020
Jahresbericht des NABU Brandenburg
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Liebe Naturfreundinnen und Naturfreunde,
Naturschutzarbeit besteht vor allem aus Aktivitäten. Corona hat in 2020 vieles verhindert. Exkursionen etwa waren kaum möglich, Pflegeeinsätze nur eingeschränkt machbar. Es fehlt uns auch der persönliche Austausch mit den Aktiven. Aber Corona hat uns auch bereit gemacht für den Austausch über Videokonferenzen, was den ökologischen und persönlichen Aufwand verringert. Wir haben auf diesem Wege Diskussionsrunden angeboten, etwa zu den Themen Windenergie, Tesla-Ansiedlung, Landesjagdgesetz und Photovoltaik. Auch nach Corona wird diese Gesprächsform einen festen Platz einnehmen.
Im Januar 2020 haben wir Vertreter*innen der Volksinitiative „Artenvielfalt retten – Zukunft sichern!“ dem Landtag 73.052 Unterschriften überreicht. Wir sind stolz auf das Ergebnis und die Unterstützung der Bürger*innen, die mehr Artenvielfalt und Insektenschutz durch weniger Pestizide und Düngemittel erreichen wollen. Noch im Februar 2020 wurde eine Vereinbarung mit den Landnutzer*innen unter Beteiligung der Koalitionsfraktionen unterzeichnet, um sich in einem moderierten Dialogprozess zu verständigen. Die Abgeordneten sicherten zu, dem Landtag die gemeinsam getragenen Gesetzgebungsvorschläge vorzulegen.
Ein Jahr später konnte das Ergebnis der Landtagspräsidentin übergeben werden. Die Kernpunkte sind ein Erfolg für mehr Artenschutz, aber auch für eine umweltbewusste Landwirtschaft. In allen Naturschutz- und FFH-Gebieten soll der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und mineralischem Stickstoffdünger verboten werden, mit Übergangsfristen bis 2023 sowie 2028. Gewässerrandstreifen müssen an allen Gewässern in Brandenburg – immerhin 37.000 Kilometer – in einer Breite von fünf Meter beidseitig eingerichtet werden, die dauerhaft begrünt sind und in denen keine Pflanzenschutzmittel und Düngemittel eingesetzt werden. Bestandteil des Verhandlungsergebnisses ist auch die Klärung des notwendigen finanziellen Ausgleichs für die Landwirt*innen.
Dieses Ergebnis geht deutlich über die auf Bundesebene diskutierten Regelungen hinaus. Mich erinnert die Zusammenarbeit und der Umgang miteinander an die frühen 1990er-Jahre. Für die Landespolitik prägend war damals der „Brandenburger Weg“. Die Zusammenarbeit im Interesse des Landes war wichtiger als die Durchsetzung von Parteipolitik.
Brandenburg erlebte mit den extremen Sommern 2018 und 2019 ein bisher nicht gekanntes Wasserdefizit. Auch in 2020 hat sich die klimatische Wasserbilanz negativ entwickelt. Es muss mehr getan werden, um das Wasser in der Landschaft zurückzuhalten. Wasser, das im Frühjahr über geöffnete Staue abläuft, fehlt in den Sommermonaten. Bei der sich weiter verschärfenden Klimasituation ist die Entnahme von Grundwasser zur Beregnung von Ackerflächen besonders kritisch. Eine Mitarbeiterin einer unteren Wasserbehörde klagte, sie würden derzeit überrannt mit entsprechenden Anträgen. Wir haben deshalb Agrar- und Umweltminister Axel Vogel aufgefordert, die Genehmigung neuer Erlaubnisse zur Grundwasserentnahme in einem Moratorium auszusetzen, um Kriterien für die gutachterliche Herangehensweise und für die Genehmigungspraxis unter veränderten klimatischen Bedingungen zu entwickeln.
Klimawandel und Wassermangel wirken sich besonders dramatisch in unseren Wäldern aus. Schäden sind aber nicht nur Folge extremer Wetterereignisse, sondern in erster Linie Resultat einer fehlgeleiteten Forstpraxis. Unsere Wälder werden von Kiefermonokulturen dominiert. Widerstandsfähige, naturnahe Mischwälder stellen in Brandenburg eine Seltenheit dar. Waldumbau und naturnahe Waldnutzung waren 2020 ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Der Naturschutztag stand unter dem Motto „Wie kann naturnaher Waldumbau gelingen?“. Wir wollen uns mit dieser Herangehensweise auch auf die notwendige Überarbeitung unseres Landeswaldgesetzes vorbereiten. In einem Grundsatzgespräch mit Minister Vogel haben wir die Ansprüche an die Waldbewirtschaftung einvernehmlich erörtert und festgestellt, dass diese in FFH-Gebieten eine Verträglichkeits(vor-)prüfung erfordert. Von dem Grundsatz einer naturnahen Forstwirtschaft wird in der Praxis aber immer wieder abgewichen. Deshalb haben wir in mehreren Fällen erfolgreich die Gerichte bemühen müssen.
Eigentlich sollte die neue Agrarförderperiode zum Januar 2021 starten. Nach Verzögerungen ist der Start nun für Anfang 2023 vorgesehen. Der wohl wirkungsvollste Beitrag für mehr biologische Vielfalt ist eine veränderte Agrarförderpolitik, denn der stärkste Artenverlust findet in der Agrarlandschaft statt. Ein „Weiter so“ darf es nicht geben. Eine zentrale Forderung des NABU ist „Space for Nature“: Auf zehn Prozent der Agrarfläche soll wieder Platz für Hecken, Brachen und Blühflächen geschaffen werden.
Mit dem Jahreswechsel hat der NABU Brandenburg drei Projekte gestartet: Fledermausfreunde, Naturtrainer und Erlebnis Artenvielfalt. Mit diesen Projekten wollen wir Menschen für den Naturschutz begeistern. Die neuen Kolleg*innen, die für diese Projekte verantwortlich sind, arbeiten überwiegend in unserer neuen Außenstelle in Neuenhagen. Damit ist der Landesverband auch in Ostbrandenburg präsent.
Großartiges wird von unseren Mitgliedern in den 51 regionalen Gruppen geleistet. Und es freut uns, wenn dies auch ausdrücklich anerkannt wird. Im Herbst haben Herbert Schulz und sein Sohn Falk, Vorsitzender des NABU Prignitz, den Landesnaturschutzpreis erhalten. Ausgezeichnet wurden ihre Leistungen für den Vogelschutz, insbesondere für den Weißstorch. Mit der Preisverleihung wurde auch das 50jährige Bestehen der Fachgruppe Ornithologie im NABU-Kreisverband gefeiert.
Allen Mitgliedern und Unterstützer*innen danke ich herzlich für den Einsatz, für den Erhalt und den Schutz der Natur.
Friedhelm Schmitz-Jersch
NABU-Landesvorsitzender
Die jahresberichte der letzten Jahre
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Jahresbericht 2019
Der NABU Brandenburg kann auf ein erfolgreiches Jahr 2019 zurückblicken. Mit aktuell über 18.000 Mitgliedern in 50 regionalen Gruppen ist unser Landesverband weiterhin auf Wachstumskurs. Mehr →
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Jahresbericht 2018
Der NABU Brandenburg kann auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurückblicken. Mit aktuell über 17.000 Mitgliedern in 50 regionalen Gruppen ist unser Landesverband weiterhin auf Wachstumskurs. Mehr →
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Jahresbericht 2017
Der NABU Brandenburg kann auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurückblicken. Mit aktuell über 15.500 Mitgliedern in 50 regionalen Gruppen ist unser Landesverband weiterhin auf Wachstumskurs. Mehr →
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Jahresbericht 2016
Der NABU Brandenburg kann auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurückblicken. Mit aktuell knapp 14.500 Mitgliedern in 50 regionalen Gruppen ist unser Landesverband weiterhin auf Wachstumskurs. Mehr →
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Jahresbericht 2015
Auch im 25. Jahr seines Bestehens hat der NABU Brandenburg zahlreiche Aktionen durchgeführt und sein 10.000 Mitglied begrüßt. Mehr →
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Jahresbericht des NABU Brandenburg 2014
Die Volksinitiative gegen die Massentierhaltung oder der Chemieeinsatz im Wald waren nur einige Themen, die uns im Jahr 2014 beschäftigten.
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Jahresbericht des NABU Brandenburg 2013
Lesen Sie hier, wie erfolgreich der NABU Brandenburg für Mensch und Natur gekämpft hat - und welche schwierigen Aufgaben noch vor ihm stehen. Mehr →