NABU Brandenburg - Jahresbericht 2018 (7.09 MB)
Das war das Jahr 2018
Jahresbericht des NABU Brandenburg
Download - Jahresbericht 2018
Liebe Naturfreundinnen und Naturfreunde,
unser Bericht für das vergangene Jahr erscheint so spät wie nie. Dafür bitte ich um Verständnis. Unsere Kräfte richten wir in diesem Jahr zuallererst auf die Volksinitiative „Artenvielfalt retten – Zukunft sichern!“. Am 15 April diesen Jahres wurde die Volksinitiative gestartet. Innerhalb eines Jahres müssen für eine wirksame Volksinitiative 20.000 Unterschriften gesammelt werden. Anfang Oktober haben wir einen Zwischenstand bekannt gegeben: schon 63.547 Unterschriften nach rund einem halben Jahr! Wir sind überwältigt von dem großen Zuspruch, alle Anstrengungen haben sich gelohnt.
Jedes Jahr kann ich an dieser Stelle über das erfreuliche Mitgliederwachstum unseres Landesverbandes berichten. Insgesamt gehören nunmehr fast 17.000 Mitglieder zu uns. Der Mitgliederzuwachs ist für uns Ansporn und Ermutigung. Je stärker wir sind, umso wirkungsvoller können wir uns in der Öffentlichkeit und in der Politik für die Anliegen der Natur einsetzen.
Ein früher Höhepunkt des letzten Jahres war die Weißstorchtagung Anfang März. Trotz aller Fürsorge ist der Trend für den Wappenvogel des NABU wenig erfreulich. Der Klimawandel mit den zunehmenden Extremereignissen macht sich bemerkbar. Der viel zu nasse Sommer 2017 hat den Jungvögeln zugesetzt, der Dürresommer des letzten beiden Jahren die Nahrungsgrundlage eingeschränkt. Die Intensivierung der Landwirtschaft bewirkt ein Übriges.
Gut in Erinnerung habe ich die Verabschiedung von Prof. Matthias Freude in den Ruhestand. Unser Landesverband hat diese Veranstaltung gemeinsam mit der Heinz Sielmann Stiftung ausgerichtet. Wenige Wochen nach der Regierungsbildung 2014 war er als Präsident des Landesumweltamtes vom Agrar- und Umweltminister abgesetzt worden. Wir kennen seine große Bedeutung für den Naturschutz in unserem Land. Deshalb haben wir eine würdige Verabschiedung organisiert, von Seiten des Ministeriums war das nicht vorgesehen. Vier ehemalige Umweltminister waren anwesend, Matthias Platzeck, Eberhard Henne, Wolfgang Birtler und Anita Tack. Diese Feier war auch ein Familienfest des Brandenburger Naturschutzes.
Von den zahlreichen weiteren Veranstaltungen ist besonders das Schwalbenfest im Havelland im Juni letzten Jahres zu erwähnen. Nach sechs erfolgreichen Jahren der Aktion „Schwalben willkommen“ haben wir alle rund 600 mit dieser Plakette Ausgezeichneten zu einem Hoffest eingeladen. Alle Veranstaltungen des letzten Jahres waren mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Den Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle danke ich besonders für ihren Einsatz.
Die Landesvertreterversammlung 2018 hat im November turnusmäßig den Landesvorstand gewählt. Wir haben Dr. Nicole Kovalev, die wegen ihrer beruflichen Belastung nicht erneut angetreten ist, für ihren Einsatz gedankt. Neben PD Dr. Werner Kratz, der mit großer Mehrheit wiedergewählt wurde, gibt es einen neuen stellvertretenden Landesvorsitzenden: Dr. Hartmut Kretschmer. Bis zu seinem Ruhestand war er Leiter der Abteilung Großschutzgebiete im Landesamt für Umwelt. Er ist Vorsitzender der Ortsgruppe Neuenhagen und bekennender Schmetterlingskundler. Auch ich bin für weitere drei Jahre gewählt worden. Ich freue mich darüber, weiterhin einen derart lebendigen Verband, der sich Schutz und Pflege der Natur verschrieben hat, zu leiten. Besonders motiviert mich immer der Kontakt zu den vielen Aktiven in unserem Landesverband.
Außerdem wurde eine Resolution verabschiedet, in der nach der Landtagswahl im September 2019 eine Trennung von Agrar- und Umweltministerium verlangt wird. Diese Forderung entsprang reiner Verzweiflung. Wir müssen feststellen, dass die Chancen eines gemeinsamen Ministeriums nicht genutzt wurden, im Gegenteil, das gemeinsame Ressort wird nach unserem Eindruck dazu genutzt, Naturschutzbelange zu behindern und einzuschränken. Jetzt aber – unter veränderten Voraussetzungen – erwarten wir, dass ein gemeinsames Ministerium gebildet und für den Naturschutz in Brandenburg ein Erfolg wird.
Vogel des Jahres 2019 ist die Feldlerche. Bekannt als der typische „Bauernvogel“, geht ihr Bestand jedoch stetig zurück. Die Intensivierung der Landwirtschaft nimmt den Feldvögeln ihren Lebensraum. Der beste Beitrag zu mehr biologischer Vielfalt ist eine veränderte Landwirtschaftspolitik. In Brüssel laufen die Verhandlungen für die nächste Agrarförderperiode ab 2021. Unser NABU Bundesverband setzt sich zusammen mit den Partnern von BirdLife hartnäckig dafür ein, dass deutlich mehr finanzielle Mittel für die Umwelt- und Naturschutzleistungen der Landwirte bereitgestellt werden. Auf Landesebene kämpfen wir mit der Volksinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt für eine Veränderung der gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen. Auch der Landesbauernverband beanstandet, dass Brandenburg derzeit als einziges Bundesland über kein Programm zur Förderung der biologischen Vielfalt auf dem Acker verfügt. Bei der Novellierung des Landeswassergesetzes hat die Landesregierung anders als in anderen Ländern keinen Schutzstreifen an Gewässern vorgesehen, in denen die Ausbringung von Pestiziden und chemisch-synthetischen Düngern verboten ist. Das sind zwei Beispiele einer fehlgeleiteten Agrar- und Umweltpolitik.
Da fallen mir die Zeilen des Dichters Hölderlin ein: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“. Das Versagen der Landespolitik mobilisiert die Gesellschaft. Über die Volksgesetzgebung kann sie eine andere Umwelt- und Naturschutzpolitik erreichen.
Was gesellschaftliches Engagement bewirken kann, zeigen auch die vielen ehrenamtlichen NABU-Aktiven im Land, die sich für den Natur- und Umweltschutz einsetzen. Dafür danke ich Ihnen herzlich,
Friedhelm Schmitz-Jersch
NABU-Landesvorsitzender
Die jahresberichte der letzten Jahre
-
Jahresbericht 2017
Der NABU Brandenburg kann auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurückblicken. Mit aktuell über 15.500 Mitgliedern in 50 regionalen Gruppen ist unser Landesverband weiterhin auf Wachstumskurs. Mehr →
-
Jahresbericht 2016
Der NABU Brandenburg kann auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurückblicken. Mit aktuell knapp 14.500 Mitgliedern in 50 regionalen Gruppen ist unser Landesverband weiterhin auf Wachstumskurs. Mehr →
-
Jahresbericht 2015
Auch im 25. Jahr seines Bestehens hat der NABU Brandenburg zahlreiche Aktionen durchgeführt und sein 10.000 Mitglied begrüßt. Mehr →
-
Jahresbericht des NABU Brandenburg 2014
Die Volksinitiative gegen die Massentierhaltung oder der Chemieeinsatz im Wald waren nur einige Themen, die uns im Jahr 2014 beschäftigten.
Mehr → -
Jahresbericht des NABU Brandenburg 2013
Lesen Sie hier, wie erfolgreich der NABU Brandenburg für Mensch und Natur gekämpft hat - und welche schwierigen Aufgaben noch vor ihm stehen. Mehr →