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Jetzt Mitglied werdenBjörn Ellner leitet jetzt den NABU Brandenburg
Fokus auf Wasser, Wald, Erneuerbare Energien und Alleen
Ich freue mich sehr, mich Euch als neu gewählter NABU-Landesvorsitzender vorstellen zu dürfen.
Ich bin 37 Jahre alt und lebe mit meiner Familie in Oderberg im Landkreis Barnim. Nach meinem Studium in den Fachrichtungen Forstwirtschaft sowie Regionalentwicklung und Naturschutz in Eberswalde habe ich zwei Jahre lang in Thüringen bei ThüringenForst gearbeitet. Dort hatte ich das erste Mal intensive Berührung mit dem Thema Natura 2000, indem ich das Monitoring der Wald-Lebensraumtypen für den FFH-Bericht 2013 betreut habe. Anschließend war ich fünf Jahre lang für die Bayerische Forstverwaltung tätig und habe in Zusammenarbeit mit der dortigen Naturschutzverwaltung FFH-Managementpläne erarbeitet. Mitte 2018 ist mir der Sprung zurück in die Heimat gelungen, als ich die Leitung des Fachdienstes Untere Naturschutzbehörde im Landkreis Märkisch-Oderland übernehmen durfte. Während dieser Zeit habe ich bereits mit den dortigen NABU-Regionalverbänden und -Ortsgruppen intensiv zusammengearbeitet.
Seit der Landesvertreterversammlung (LVV) am 26.11.2022 bin ich nun der neue Landesvorsitzende. Für das mit der Wahl entgegengebrachte Vertrauen bedanke ich mich herzlich. Ich möchte all meine Tatkraft für diese verantwortungsvolle und sehr reizvolle Aufgabe einsetzen und gemeinsam mit den Kreis- und Regionalverbänden sowie den darin organisierten Ortsgruppen den größten Naturschutzverband Brandenburgs weiter nach vorne bringen. In vielen Bereichen sehe ich dringenden Handlungsbedarf, damit die kostbaren Naturschätze, die wir in Brandenburg noch haben, bewahrt werden können.
Vielleicht als das dringlichste Thema in unserem Land sehe ich das Wasser , da es letztendlich jede und jeden von uns angeht. Die Auswirkungen des Klimawandels in Kombination mit der bisher vor allem auf eine möglichst schnelle Ableitung ausgerichtete Melioration der Landschaft führen zu sinkenden Oberflächen- und Grundwasserständen in nahezu allen Regionen Brandenburgs. Hinzu kommt ein steigender Bedarf an Trinkwasser, wobei die ersten Wasserdargebote bereits erschöpft sind. Ein Teufelskreis, den es schnellstmöglich zu durchbrechen gilt. Damit dies gelingt, möchte ich mich mit dem NABU Landesverband sowohl auf der politischen Ebene als auch in Zusammenarbeit mit Gruppen vor Ort dafür einsetzen, dass der Landschaftswasserhaushalt gestützt wird, was wiederum auch positive Effekte auf die im ganzen Land dramatische zurückgegangenen Amphibienpopulationen haben wird.
Ein weiteres Thema, das Brandenburg derzeit regelrecht überrollt, ist der Ausbau der erneuerbaren Energien. Auch wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien grundsätzlich richtig und wichtig ist, beobachte ich aktuell einen regelrechten Boom, insbesondere bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Immer mehr, teils mehrere Hundert Hektar große Solarparks werden geplant oder befinden sich bereits in Umsetzung. Hier muss steuernd eingegriffen werden, damit sich unsere in weiten Teilen Brandenburgs wertvollen Naturräume nicht großflächig in urbane Industriegebiete verwandeln. Dies gilt umso mehr, da die Potenziale von bereits versiegelten Flächen wie Dächern, Fassaden oder Parkplätzen oft noch ungenutzt sind.
Durch weitreichende Gesetzesänderungen auf Bundesebene wird auch der Ausbau der Windkraft weiter forciert. Auch vor Landschaftsschutzgebieten sollen Windparks auf Grund einer im Jahr 2023 vorgesehenen weiteren Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes zukünftig keinen Halt mehr machen. Darüber hinaus wurde das Artenschutzrecht zu Gunsten der Windkraftbetreiber geändert, wodurch die Errichtung von Windkraftanlagen auch im Umfeld von Brutplätzen kollisionsgefährdeter Vogelarten erheblich erleichtert wurde. Um Schadensbegrenzung zu betreiben, ist es zwingend erforderlich, Steuerungsinstrumente zu schaffen bzw. die vorhandenen effektiv zu nutzen. Auch hier wird sich der Landesverband sowohl im politischen Raum als auch unterstützend für die Gruppen vor Ort engagieren.
Weitere wesentliche Schwerpunkte sehe ich hinsichtlich der Wälder und Alleen. Die Wälder leiden massiv unter den Folgen des Klimawandels, überhöhten Wildbeständen und einer teils fehlgeleiteten Bewirtschaftung. Obwohl Wälder eine Vielzahl an lebenswichtigen Funktionen für Menschen, Tiere und Pflanzen und nicht zuletzt für den Klimaschutz aufweisen, werden immer wieder Waldflächen für die Entwicklung von Gewerbe- und Industrieflächen, Infrastruktur oder den Ausbau der erneuerbaren Energien in Anspruch genommen. Die bei Waldumwandlungen behördlich festgesetzten Ersatzaufforstungen können nicht einmal annähernd das Maß der durch die Waldrodung vernichteten Funktionen wettmachen. Deshalb hat der NABU Brandenburg auf der Landesvertreterversammlung am 26.11.2022 eine Resolution zum sofortigen Stopp von Waldumwandlungen verabschiedet und die Landesregierung aufgefordert, ein Moratorium für Waldumwandlungsverfahren durchzusetzen. Weitere Punkte, für die sich der Landesverband einsetzen wird, sind eine naturschutzorientierte und auf die natürliche Verjüngung der natürlichen Waldgesellschaft ohne Zaun ausgerichtete Novellierung des Landesjagdgesetzes und des Landeswaldgesetzes.
Alleen wurden in den letzten Jahrzehnten in Brandenburg stiefmütterlich behandelt, so dass sich der Zustand vieler der einst für Brandenburg so typischen Alleen inzwischen dramatisch verschlechtert hat. Einige Alleen sind altersbedingt oder aus vermeintlichen Gründen der Verkehrssicherheit verschwunden und wurden in vielen Fällen nicht oder nur unzureichend nachgepflanzt. Das Ziel der durch das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft herausgegebenen „Konzeption zur Entwicklung von Alleen an Bundes- und Landesstraßen in Brandenburg“ einer jährlichen Neuanlage von Alleen an Bundes- und Landesstraßen auf 30 km Länge wird Jahr für Jahr verfehlt. Um die Alleen Brandenburgs zu retten, wird sich der NABU-Landesverband dafür einsetzen, dass endlich rechtsverbindliche Ziele formuliert und deren Nichterreichung sanktioniert werden.
Ihr seht, es gibt alle Hände voll zu tun. Deshalb möchte ich mich im neuen Jahr voller Tatendrang diesen Herausforderungen stellen und gemeinsam mit Euch die Lebenswerte Brandenburgs erhalten.
Viele Grüße,
Björn Ellner
Vorsitzender
NABU Brandenburg
(8. Dezember 2022)