Taucher vor einem Tauchgang - Foto: Wolfgang Ewert
Allianz für den Gewässerschutz
Kooperationvereinbarung zwischen Land, Sporttauchern und Naturschützern unterzeichnet
23. Juli 2016 Miteinander statt gegeneinander zum Schutz der Seen - das ist seit 2008 das Motto von Sporttauchern und Naturschützern im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Denn so lange arbeiten der Tauchclub Nehmitzsee, der NABU Gransee und die Naturparkverwaltung bereits beim Schutz der letzten natürlichen Klarwasserseen Brandenburgs zusammen. Seit 2008 werden im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land Sporttaucher darin geschult, anhand des Zustandes der Unterwasservegetation Daten über ihre Tauchgewässer zu gewinnen.
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Naturschutztaucher - Foto: Silke Oldorff
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Nach jedem Tauchgang erfolgt die gemeinsame Auswertung an Land. Dabei werden die Pflanzenproben nachbestimmt und Bewertungsbögen für den Tauchgang ausgefüllt. - Foto: Tom Kirschey
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Ehrenamtlicher Naturschutztaucher bei der Arbeit - umgeben von Gemeinem Wasserschlauch (Utricularia vulgaris) - Foto: Tom Kirschey
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Tauchausrüstung - Foto: Wolfgang Ewert
Die im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land bewährte regionale Kooperation wird nun in ganz Brandenburg wirksam - denn heute unterzeichneten NABU-Landesvorsitzender Friedhelm Schmitz-Jersch, die Präsidentin des Landestauchsportverbandes Brandenburg, Kerstin Reichert, und der Präsident des Landesamtes für Umwelt Dirk Ilgenstein im Beisein von Umweltminister Jörg Vogelsänger in der Tauchbasis am Stechlinsee in Neuglobsow eine Kooperationsvereinbarung. Sie soll die Zusammenarbeit zwischen Tauchsport und Naturschutz weiter festigen und die Nutzung der gewonnenen Daten durch die Landesbehörden ermöglichen.
NABU-Landesvorsitzender Friedhelm Schmitz-Jersch betont aus diesem Anlass die Bedeutung des Ehrenamtes. „Mit mehr als 3.000 Seen größer als ein Hektar gehört Brandenburg zu den gewässerreichsten Bundesländern. Durch geschulte ehrenamtliche Sporttaucher wollen wir ein Frühwarnsystem entwickeln, denn 80 Prozent unserer Seen sind in einem schlechten Erhaltungszustand“, so Schmitz-Jersch. „Schlechte Erhaltungszustände von Klarwasserseen sind nicht nur für den Naturschutz ein Problem, auch die Badegäste und Taucher leiden darunter. Ich bin sehr froh über die Kooperation mit dem Tauchsport – beim Schutz der Seen sitzen wir in einem Boot“, so der NABU-Landesvorsitzende.
„Unser gemeinsames Ziel ist, Brandenburgs Seen mit ihrer reichen Tier- und Pflanzenwelt zu schützen, betont Umweltminister Jörg Vogelsänger: „Mit 180 Seen ist gerade der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land reich ausgestattet, denn hier finden wir rund die Hälfte der Klarwasserseenfläche Brandenburgs. Das sind artenreiche Gewässer mit Trinkwasserqualität, für die wir auch auf europäischer Ebene in besonderer Verantwortung stehen. Aber nicht nur naturschutzfachlich, sondern auch naturtouristisch ist das ein Pfund mit dem wir wuchern können und um das uns andere beneiden. Auf Dauer werden Touristen aber nur kommen, wenn es uns gelingt, unsere Seen in einem guten Zustand zu erhalten.“
Auch für Kerstin Reichert, Präsidentin des Landestauchsportvereins Brandenburg ist die Kooperation ein wichtiger Schritt. „Zum einen können wir aktiv einen wichtigen Beitrag zum Gewässerschutz leisten und der Öffentlichkeit zeigen, was wir dort unter der Wasseroberfläche so treiben und zum anderen mithelfen, dass wir unseren Sport in attraktiven Gewässern mit einem guten Erhaltungszustand ausüben können.“
Hintergrund
• Schulungsinhalte u.a.: Wie erkennt man die Arten und in welcher Deckung kommen die charakteristischen Unterwasserpflanzenbestände vor? Wie tief reicht die Vegetation, die vom Licht und damit der Transparenz des Wassers abhängig ist? Wie erkennt man negative Veränderungen in Gewässern?
• Seit 2008 dokumentierten ehrenamtliche Sporttaucher in 270 Tauchgängen den Zustand von 36 Seen im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land
• Etwa 2200 ehrenamtliche Arbeitsstunden wurden allein im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land darauf verwendet, Daten zum Zustand von Seen zu gewinnen und zu dokumentieren.
• Immer mehr Anfragen aus anderen Regionen Brandenburgs und ganz Deutschland, sowohl von Tauchvereinen, Gewässereigentümern, Behörden oder Naturschutzverbänden erreichen das Projekt, welches mittlerweile „Tauchen für den Naturschutz“ heißt
• Durch die Auszeichnung mit dem Deutschen Naturschutzpreis 2013 des Bundesamtes für Naturschutz war es möglich, diese Anfragen auch bewältigen zu können. Mehr und mehr Sporttaucher wurden so zu Botschaftern des Gewässerschutzes, die ihre Erkenntnisse auch über Wasser sichtbar machen. Unter anderem konnte dadurch das Curriculum für einen Spezialkurs „Tauchen für den Naturschutz“ des Verbandes Deutscher Sporttaucher (VDST) in Kooperation mit dem NABU erarbeitet werden, der im Januar 2016 auf der weltgrößten Wassersportmesse „boot“ in Düsseldorf vorgestellt wurde.
• Unterstützt wird das Projekt "Tauchen für den Naturschutz" von Atlantis Berlin, Betreiber der Tauchbasis Stechlin in Neuglobsow
In Brandenburg liegen rund 3.000 Seen. Davon sind 222 gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie als über 50 Hektar groß berichtspflichtig, das heißt dass das Land Brandenburg der EU-Kommission regelmäßig über deren Zustand Auskunft geben muss. Bei fast drei Viertel dieser 222 Seen schätzt das Land selbst ein, dass der gute biologische, chemische oder mengenmäßige Zustand nicht erreicht wird. Es ist davon auszugehen, dass dieses Verhältnis auf die anderen 2.800 Seen in Brandenburg betrifft, allerdings wird deren Zustandsentwicklung gar nicht überwacht. Die Kooperation mit zwischen Tauchsport und Naturschutz soll dabei helfen, dieses Datendefizit auszugleichen.
Den Seen in Deutschland geht es schlecht. Denn wie es unter Wasser aussieht, wissen nur die wenigsten. Das bundesweite Netzwerk „Tauchen für den Naturschutz“ hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die Seen unterhalb der Wasseroberfläche zu untersuchen - und zu retten. Mehr →