Neue Fledermauskästen am „Lutherstift am Schloss“ - Foto: M. Korreng
Praktische Tipps zum Fledermausschutz
Was ist zu tun, wenn Fledermäuse im Haus wohnen
Die Fledermaus ist ein Säugetier mit Kuschelfell, dass mit den Händen fliegt, zur Orientierung im Dunkeln eine Ultraschall-Echoortung, ähnlich einer Radaranlage, benutzt und jede Nacht eine Insektenmenge bis zur Hälfte ihres eigenen Körpergewichts frisst. Die namentliche Nähe zur Maus trügt, denn tatsächlich sind die Flattermänner viel näher mit Igel und Maulwurf verwandt. In Brandenburg sind achtzehn der deutschlandweit fünfundzwanzig Fledermausarten heimisch. Diese nachtaktiven Flugakrobaten gehören heute in der Bundesrepublik und darüber hinaus in Europa zu den am stärksten gefährdeten Säugetieren. Deshalb sind alle Fledermausarten gesetzlich geschützt.
Hauptbedrohung für Fledermäuse:
Verlust der Nahrungs- und Jagdgebiete!
Die zunehmende Zersiedlung der Landschaften führt dazu, dass die Anzahl der Insekten - und damit die Nahrung unserer Fledermaus, sinkt.
Wohnungsnot!
Durch Zerstörung der Altbaumbestände, permanente Störung oder Zuschüttung von Höhlen und Stollen, die die Tiere als Winterquartier nutzen, sowie die neue Bautechnik, die auch die kleinsten Ritzen verschließen kann und dadurch die Fledermäuse aussperrt!
Vergiftung durch Insektizide über die Beutetiere, Holzschutzmittel und direkten Körperkontakt.
Was tun, ... ?
... wenn Fledermäuse ihr Quartier in meinem Haus haben?
Fledermäuse besiedeln Hohlräume und Spalten in Bäumen, in Mauern, Dächern, in Rollladenkästen oder hinter Fensterläden. Meistens handelt es sich hierbei um die Sommerquartiere, wo auch die Jungen zur Welt kommen. Typische Winterquartiere sind Höhlen, Stollen, Bunker oder Keller, die kühl und feucht, aber frostfrei sind.
Wenn bei Ihnen ein Fledermausquartier festgestellt wird, sollten Sie das Landesumweltamt oder den NABU verständigen. Die Tiere bitte unter keinen Umständen stören, vor allem für Fledermäuse im Winterschlaf könnte das zu lebensgefährlichen Energieverlust führen! Bei der Störung von Wochenstubenquartieren kann es unter Umständen zum Verlust der Jungtiere kommen.
Anstehende Renovierungs-, Sanierungs- oder Umbauarbeiten dürfen bei bekannten Fledermausquartieren nur nach Rücksprache mit dem Landesumweltamt in Angriff genommen werden. Bei großen Quartieren hilft eine Zwischendecke oder eine spezielle Folie, die den Fußboden vor den Hinterlassenschaften der Tiere schützt.
Fledermäuse sind sehr standorttreu und suchen ihre Quartiere über viele Jahre immer wieder auf, so dass ein Quartierverlust äußerst schwerwiegend ist.
Fledermäuse im Haus richten keine Schäden an!
... wenn sich eine Fledermaus in die Wohnung verirrt?
Besonders zwischen Mitte Juli bis Ende September kommt es vor, dass Fledermäuse sich in Gebäude verfliegen und dort gefunden werden. Es sind in der Regel noch unerfahrene Jungtiere, die sich nach der Auflösung der Wochenstuben ein geeignetes Zwischenquartier suchen. Aus Unkenntnis wird der nächtliche Besuch oft gleich bekämpft. Verscheuchen Sie verirrte Tiere nicht mit dem Besen! Versuchen Sie auch nicht, die Fledermaus einzufangen! Lassen Sie einfach bei hereinbrechender Dunkelheit das Fenster geöffnet. Die Tiere finden in der Regel alleine wieder heraus.
... wenn ich eine (kranke) Fledermaus gefunden habe?
Kranke Tiere am Besten sofort in eine Tierklinik bringen. Auch tot gefundene Fledermäusen sollten gemeldet werden. Hier wenden Sie sich bitte an die Naturschutzstation Zippelsförde. Die Tiere falls nötig immer nur mit Handschuhen anfassen! Das Risiko, sich mit Fledermaustollwut zu infizieren, ist zwar gering, aber sicher ist sicher!
Wenn Sie ein Fledermauskind finden, sollte dieses erst mal vor Feinden geschützt, zugluftfrei und warm gehalten werden. Wichtig ist es, den Findling mit Wasser oder Elektrolytlösung - keinesfalls mit Milch - zu tränken. Falls Sie den Eingang zum Quartier nicht entdecken, sollte man das Junge eine Stunde vor Sonnenuntergang wieder an die Fundstelle legen, damit die Mutter es besser finden kann. Am besten in eine flache Plastikschüssel, so kann es sich nicht panisch verkriechen. Sollte das nicht helfen, wiederholen Sie die Prozedur im Morgengrauen und am nächsten Abend. Im Zweifel wenden Sie sich an das Landesumweltamt.
Was kann ich zum Schutz der Fledermäuse beitragen?
Wohnmöglichkeiten schaffen und erhalten! Verschließen Sie Hohlräume an und in Dachböden nicht, damit die Fledermäuse Einflugmöglichkeiten haben. Bringen Sie in Garten und Haus geeignete Quartierkästen an.
Den eigenen Garten artenreich gestalten! Nachtblühende, nektarreiche Blütenpflanzen (z.B. Rote Lichtnelke, Nachtkerze, Wegwarte) locken Nachtfalter, die Lieblingsspeise der Fledermäuse an.
Vermeidung von toxischen Holz- und Pflanzenschutzmitteln! Bitte prüfen Sie, ob eine Holzschutzmaßnahme wirklich erforderlich ist. Ist sie das, nutzen Sie möglichst das Heißluftverfahren. Ansonsten verwenden Sie „fledermausverträgliche“ Holzschutzmittel. Weiterhin sollte dann zwischen der Holzbehandlung und der Rückkehr der Fledermäuse in die Sommerquartiere, die abhängig von der Witterung zwischen Ende Februar und Anfang April erfolgt, wenigstens sechs Wochen liegen, damit die Lösungsmittel verdampfen können bzw. bei Salzgemischen ein Fixierungsvorgang erfolgt ist.
Aktiv werden! Informieren Sie sich bei Ihrer örtlichen NABU-Gruppe über Aktionen in Ihrer Nähe.
Spenden! Unterstützen Sie Schutzprojekte durch einen finanziellen Beitrag. Spenden
Sie bitte mit dem Hinweis „Fledermausschutz“ auf das Konto:
NABU Landesverband Brandenburg
Berliner Volksbank
BLZ 100 900 00
Konto-Nr.: 1 797 742 011
Adressen und Ansprechpartner:
NABU Brandenburg
Lindenstr. 34
14467 Potsdam
Tel.: 0331/20 155 70
Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Naturschutzstation Zippelsförde
Landesumweltamt Brandenburg
16827 Alt-Ruppin
Tel.: 033933/404210
Naturschutzstation Zippelsförde
Weitere Informationen:
www.Fledermausschutz.de
www.nabu/batnight.de
www.eurobats.org
Rückblick im Projekt
Neue Fledermauskästen am "Lutherstift am Schloss" und Batnight in Doberlug-Kirchhain
12.08.2023: Fledermäuse und Kirchen haben eine sehr lange gemeinsame Geschichte, die nicht nur früher keinen positiven Einfluss auf das Image der Fledermaus hatte. Heutzutage gibt es viele von Fledermäusen bewohnte Kirchtürme und die Einstellung gegenüber den nächtlichen Flattertieren ist schon viel aufgeschlossener geworden. Zusammen mit dem NABU Finsterwalde konnte in diesem Projekt den Fledermäusen gemeinsam mit der Kirche noch mehr unter die Flügel gegriffen werden. Mehrere Fledermauskästen konnten einen Platz an dem „Lutherstift am Schloss“ in Doberlug-Kirchhain finden und so Fledermäusen ein neues Quartier bieten. Weiterhin wird auf dem Gelände der Tagespflege im Lutherstift das fledermausfreundliche Saatgut ausgebracht. Im Rahmen einer Batnight mit dem NABU Finsterwalde am 12.08.2023 in Doberlug-Kirchhain wurde zum Projekt und zu Fledermäuse informiert und der engagierte Pfarrer Branig mit einer Fledermausplakette des NABU Brandenburg „Fledermäuse willkommen“ ausgezeichnet.
Plakette „Fledermäuse willkommen“ für die Goethe-Grundschule Neuenhagen
06.07.2023: Während der nachhaltigen Projektwoche der Goethe-Grundschule Neuenhagen wurde diese als erste fledermausfreundliche Schule Ostbrandenburgs sowie des Landkreises Märkisch-Oderland mit der Plakette „Fledermäuse willkommen“ ausgezeichnet. Insgesamt 75 Kinder beteiligten sich in den drei Tagen der Projektwoche am Fledermausprojekt. Dabei konnten die Kinder mithilfe eines Forscherhefts die Welt der Fledermäuse erkunden und bei einer Fledermausrallye ihr Gelerntes gleich anwenden. Im Anschluss wurden die selbst gestalteten Fledermauskästen u.a. mithilfe von Frank Ott vom NABU Neuenhagen auf dem Schulhof angebracht. Im Anschluss wurde der Schulhof von den Kindergruppen insektenfreundlich gestaltet und Lücken in der Bepflanzung mit fledermausfreundlichem Saatgut ausgestattet.
Auszeichnung zur „Fledermausfreundliche Schule“ in Brieselang
23.06.2023: Am Freitag erhielt die Zeebra-Grundschule Brieselang (OT Zeestow) als erste Schule Brandenburgs die Auszeichnung „Fledermausfreundliche Schule“. Diese wurde in Anwesenheit der Presse in Form der Plakette und Urkunde „Fledermäuse Willkommen“ des NABU Landesverbands Brandenburg übergeben. Die Schüler:innen konnten an diesem Projekttag mit ihrem Forscherheft an Stationen viele Informationen über Fledermäuse sammeln und dieses Wissen in einem Fledermausquiz auf dem Schulhof testen. Im Anschluss wurden die von den teilnehmenden Klassen gestalteten Fledermauskästen mit Klaus Thiele vom NABU Osthavelland angebracht. Weiterhin wurde ein großer Fledermauskasten mithilfe einer Hebebühne an der Fassade der Turnhalle befestigt. Leider verhinderte Dauerregen das geplante Anlegen einer eigenen fledermausfreundlichen Blühwiese, dies soll jedoch im August nachgeholt werden.
Ich bau der Fledermaus ein Haus! – Artenschutz am Gebäude
Zusammen mit dem Förderverein Waldschule Zootzen e.V. konnte am Samstag, den 22.04.2023, dem Quartiermangel für Fledermäuse und Vögel entgegengewirkt werden. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen des Vereins und mit tatkräftiger Unterstützung der erwachsenen Mitglieder wurden am vereinseigenen Trafohaus sieben Fledermauskästen und drei Vogelkästen angebracht. Alle Vogelkästen und einige der verschiedenen Fledermauskastentypen wurden von den Kindern noch mit viel Kreativität und Liebe zum Detail verziert. Da aber auch Nahrung für Vögel und Fledermäuse durch das Insektensterben immer schwerer zu finden ist, war auch dafür eine Aktion geplant. Eine speziell zusammengestellte, insektenfreundliche (v.a. für Nachtfalter) Blühmischung wurde im eigens dafür angelegten Beet eingearbeitet. Nun heißt es Geduld haben und beobachten, wann die ersten Pflanzen sprießen und die Kastenbewohner Mietbedarf anmelden.
Wer Lust hat mal bei Aktion in der Waldschule Zootzen vorbei zu schauen oder mitzumachen, kann sich hier informieren und gern Kontakt aufnehmen: Förderverein Waldschule Zootzen e.V.
Auch in anderen Teilen Brandenburgs kann man sich für die Natur und Arten stark machen, ob bei der örtlichen NABU-Gruppe oder auch den Landesfachausschüssen.
gefördert durch:
Dieses Projekt wird gefördert durch die Naturstiftung DAVID des BUND Thüringen.
Mehr Informationen finden Sie unter Naturstifung DAVID .
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Landesfachausschuss Säugetierkunde
Die Aktiven im LFA Säugetierkunde helfen ehrenamtlich Spitzmäuse, Fischotter oder Biber zu erfassen und deren Bestände zu überwachen. Mehr →
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Emil – die klügste Maus von Brandenburg
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Wohl behütet unterm Kirchendach
Als erste Kirchengemeinde im Land Brandenburg konnte sich Criewen über eine Auszeichnung mit der Plakette „Lebensraum Kirchturm“ freuen. Mehr →