Weidetierhalter sind Partner des Naturschutzes
Extensive Beweidung erhält artenreiche Kulturlandschaft
Die Weidetierhaltung in Brandenburg, vor allem die Schaf- und Ziegenhaltung, ist seit Jahren im Rückgang begriffen, sowohl was die Anzahl der gehaltenen Tiere als auch was die Zahl der Nutztierhalter betrifft. Wurden im Jahr 2000 noch über 168.700 Schafe in Brandenburg gehalten, betrug der Bestand 2016 nur noch 74.400 (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg). Eine Beweidung mit Schafen, Rindern, Ziegen und Pferden wird vor allem auf ertragsschwachen Böden vorgenommen, die für die moderne landwirtschaftliche Nutzung nicht lukrativ genug sind.
In der Landschaftspflege trägt die Schafsbeweidung dazu bei, Landschaftsflächen offen zu halten, die ansonsten in Folge der natürlichen Sukzession mit der Zeit verbuschen und sich zu Waldlandschaften entwickeln würden. Durch entsprechendes angepasstes Beweidungsmanagement können dadurch Trockenrasen, Feuchtwiesen, Niedermoore, Heideflächen, Orchideenwiesen, Brachflächen und ihre Kontaktbiotope mit ihren seltenen Tier- und Pflanzenarten und -gesellschaften entsprechend erhalten werden.
Infolge der mosaikartigen Beweidung entwickelt sich ein Landschaftsbild, das aus sich in unterschiedlichen Sukzessionsstadien befindenden Bereichen besteht und damit die strikte Trennung zwischen Wald- und Offenlandbiotopen auflöst. Zudem ergibt sich durch vorhandene Gehölze, sowie Wald- und Totholzreste eine große Strukturvielfalt in der Landschaft, die ökologische Nischen und damit eine hohe Artenvielfalt ermöglicht.
So werden gefährdete Pflanzen (z.B. bestimmte Orchideen- und Enzianarten) als auch Pionierarten gefördert. Davon profitiert auch die Insektenfauna. Verschiedene Vogelarten finden bei entsprechend großer Fläche den jeweils für sie passenden Lebensraum: Sumpfrohrsänger, Braunkehlchen und Feldschwirl bei brachliegenden Flächen, Dorngrasmücke und Fitis als typische Hecken- und Gebüschbewohner oder auf Feuchtwiesen die Bekassine. In trockenen Heidelandschaften finden Heide- und Feldlerche, Wiedehopf, Sperbergrasmücke oder Neuntöter gute Lebensbedingungen vor.
Ebenso kann es jedoch zu einem unerwünschten Verbiss von gefährdeten Pflanzen, unerwünschte Veränderungen der Pflanzengesellschaften, der Zerstörung von Vogelgelegen und einer Beeinträchtigung bestimmter Insektenarten kommen. Je nach Art der Weide, vorliegendem Biotoptyp und vorliegendem Naturschutzziel kann diesem Konfliktfeld mit einem angepassten Weidesystem begegnet werden. Grundsätzlich lassen sich zumeist positive Effekte für die Artenzusammenfassung auf extensiv beweideten Flächen feststellen, wenn die Viehzahlen und -dichten bei ausgedehnten Flächen entsprechend angepasst wird.
Insbesondere für den Erhalt von Heiden und Magerrasen werden genügsame Schafrassen als vierbeinige Landschaftspfleger eingesetzt. Schafe haben ein breiteres Futterspektrum als Rinder und verursachen weniger Trittbelastung, was die Vegetationsnarbe schont. Im Allgemeinen sind Umtriebsweiden mit angepasster Kopplung einer Standweide vorzuziehen, da so sensible Bereiche gezielt ausgeschlossen werden können und es nicht zu einer Überbeweidung kommt. Diese für den Naturschutz wichtige Form der Weidehaltung erfordert einen hohen Einsatz an personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen.
Der NABU unterstützt daher das Wirken der Schäfer und Weidetierhalter. Seit 2005 setzt sich der Bundesfachausschuss „Weidelandschaften und Neue Wildnis“ dafür ein, die extensive Beweidung zur Erhaltung wertvoller Kulturlandschaften zu fördern, die Schaffung großräumiger „Naturnaher Weidelandschaften“ zu ermöglichen und der Naturentwicklung mit großen Pflanzenfressern in Form der „Neuen Wildnis“ zu begegnen.