Ebbe in Brandenburg
Austrocknen der Seen nur Spitze des Problems
August 2023 Der drastische Wasserrückgang am Parsteiner See ist nur ein Beispiel aus Brandenburg, dass uns in eindrücklicher Weise zeigt, welche negativen Auswirkungen die vergangenen trockenen Jahre haben, und dass das Wasserdefizit in unserer Landschaft inzwischen massiv ist.
Der Parsteiner See ist der drittgrößte natürliche See Brandenburgs und liegt im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Landkreis Barnim). Er hat in diesem Sommer sehr viel Wasser verloren. Gründe hierfür sind verringerte Zuläufe, die zum Teil durch ebenfalls gesunkene Wasserspiegel in benachbarten Seen bedingt sind. Außerdem leidet das Feuchtgebiet Plagefenn noch immer unter den Hitze- und Dürresommern der vergangenen Jahre und gibt deutlich weniger Wasser in den Parsteinsee ab als in der Vergangenheit. Die starke Verdunstung während der sonnenreichen und heißen Tage verstärkt den Effekt.
Wie NABU-Landesvorsitzender Björn Ellner bei einem kürzlichen Besuch am Parsteinsee feststellen musste, herrschen hier teils wattenmeerähnliche Verhältnisse. Das Wasser hat sich seit meinem letzten Besuch im Frühjahr 2023 sehr weit zurückgezogen, breite Strände sind entstanden, der Schilfgürtel steht im Trockenen und Sandbänke kommen jetzt im flachen Wasser zum Vorschein. Damit ist der Parsteinsee ein weiteres prominentes Beispiel, das den akuten Wassermangel in Brandenburg zum Ausdruck bringt.
Die Klimakrise stellt Brandenburg vor ein massives Wasserproblem. Was hier und an anderen Seen für jeden offensichtlich ist, ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Vielerorts sinken die Grundwasserspiegel. Da Brandenburg knapp 90 Prozent seines Trinkwassers aus Grundwasser bezieht, ist somit auch die Trinkwasserversorgung in Brandenburg gefährdet. Um den sinkenden Grundwasserständen entgegen zu wirken, muss das wenige Niederschlagswasser, das zur Verfügung steht, effektiver als bisher versickert werden. Statt einer bisher häufig praktizierten schnellstmöglichen Ableitung des Niederschlagswassers, muss es so lange wie möglich in der Landschaft gehalten werden. So könnten die Versickerungsraten erhöht und damit mehr Grundwasser gebildet werden.
Außerdem profitieren Tiere und Pflanzen von einem größeren Wasserdargebot und einer längeren Verfügbarkeit in Hitze- und Dürreperioden. Insbesondere unsere Amphibienbestände haben unter den sinkenden Grundwasserständen, die zum Austrocknen unzähliger Kleingewässer führten, massiv gelitten.