Das Mosaik aus alten Baumbeständen, aufwachsenden Kiefern und Birken und der offenen Heide bietet unterschiedliche Strukturen und kleinräumige, sich abwechselnde Mikroklimate - Foto: Susanne Leber
Die Reicherskreuzer Heide
Fläche für den Naturschutz gesichert
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Auch unterschiedliche Flechten wachsen in der Reicherskreuzer Heide - Foto: Manuela Brecht
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Warum in die Lüneburger Heide reisen, auch bei uns gibt es Romantik pur. - Foto: Manuela Brecht
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Um ein unkontrolliertes Aufwachsen von Bäumen und Sträuchern zu verhindern, werden Teile der Reicherskreuzer Heide mit Ziegen und Schafen beweidet - Foto: Manuela Brecht
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Totholzhaufen bieten wichtige Strukturelemente in der offenen Heidelandschaft - Foto: Manuela Brecht
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Um den Charakter einer offenen bis halb offenen Heidelandschaft zu erhalten, muss teilweise auch großflächig gerodet werden - Foto: Manuela Brecht
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Offenen Stellen bieten wärmeliebenden Arten wie Zauneidechse und Schlingnatter einen ausgezeichneten Lebensraum. - Foto: Manuela Brecht
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Im Herbst 2020 wurden unsere Flächen in der Reicherkreuzer Heide erstmals gemäht - Foto: Nico Brunkow
Hier sind die Spezialisten zu Hause
Ein Teil der Reicherskreuzer Heide gehört dem NABU
Im Jahr 2005 konnte der NABU Brandenburg ca. 120 Hektar der Reicherskreuzer Heide aus den Händen der BVVG erwerben. Dafür musste der NABU erhebliche finanzielle Mittel aufwenden. Ohne die großzügige Unterstützung der Ursula Merz Stiftung und einer Nachlass-Geberin aus Hamburg hätte diese wertvolle Fläche nicht für den Naturschutz gesichert werden können.
Die Reicherskreuzer Heide schließt unmittelbar an die Lieberoser Heide an und ist wie diese geprägt von ausgedehnten Heidekrautbeständen (Calluna) und Pioniergehölzen wie Birke und Kiefer. Typische Bewohner dieser ehemaligen Truppenübungsfläche und hier nachgewiesen sind diverse bedrohte bis vom Aussterben bedrohte Singvogelarten wie Turteltaube, Ziegenmelker, Heidelerche, Steinschmätzer, Wendehals, Wiedehopf und Waldschnepfe.
Um den an die Heide angepassten Spezialisten das Überleben zu sichern, muss diese Kulturlandschaft gepflegt werden, da ansonsten innerhalb weniger Jahre ein Mischwald entstehen würde. Im Auftrag des NABU Brandenburg ist daher ein Schäfer mit seiner gemischten Schaf- und Ziegenherde regelmäßig auf den Flächen. Sie helfen mit, ein vielgestaltiges Mosaik aus Rohbodenflächen, Callunahorsten, Sandsenken, Kleinsträuchern, inselartigen Altgehölzen sowie wichtigen Strukturelementen wie liegendem Totholz, kiesigen Offenflächen und unberäumten Windbruch und Wurzelfragmenten zu schaffen und zu erhalten.
Das Mosaik aus alten Baumbeständen, aufwachsenden Gehölzen, vorrangig aus Kiefer und Birke, und offener Heide bewirkt kleinräumige, sich abwechselnde Mikroklimate. Diese stellen eine thermale Besonderheit dar und bieten gerade wärmeliebenden Arten wie Schlingnatter, Zauneidechse, Rote Röhrenspinne, Italienische Schönschrecke und Warzenbeißer einen hervorragenden Lebensraum.
Um den Charakter einer offenen bis halb offenen Heidelandschaft zu erhalten ist, es ab und an notwendig, junge Kiefern und Birken, die sich allzu sehr breit machen, großflächig zu entnehmen. Darum mussten im Januar und Februar 2020 auf 40 Hektar der NABU-eigenen Fläche Bäume entnommen werden. Das anfallende Material wurde gleich dafür genutzt, für seltene und geschützte Arten Strukturen zu schaffen. So bieten jetzt Totholzhaufen und -wälle vielen Tieren, insbesondere Ziegenmelker und Schlingnatter, ideale Habitate.
Die Mahd der an einigen Standorten deutlich überalterten Calluna-Bestände konnte erstmals im Herbst 2020 umgesetzt werden. Die punktuell bereits bis zu 70 Zentimeter hohe Besenheide ist an diesem Standort ein ungünstiges Florenelement. Angestrebt werden hier nährstoffarme Böden, die in unserer heutigen, nährstoffüberfrachteten Landschaft die absolute Ausnahme sind. Zu hoch und zu dicht stockende Gehölze reichern die mageren Standorte jedoch durch Substanzverlust von Ast- und Blattmaterial, einhergehend mit Moosbildung im unteren schattigen Wurzelbereich, stetig mit Nährstoffen an. Dies hat ein immer rasanteres Wachstum zur Folge und ändert die Zusammensetzung der angepassten, spezialisierten, häufig auch seltenen Arten, nachhaltig.
Durch die gezielte Mahd an Schwerpunkten wird also die weitere Existenz von Arten wie Eisenfarbiger Samtfalter, Italienischer Schönschrecke, Ziegenmelker, Heidelerche, Wiedehopf, Schlingnatter, Stierkäfer, aber auch seltenen Pflanzen wie dem Ohrlöffelleimkraut gesichert.
Die Mahd kostet dem NABU kein Geld, denn Dachdecker und Zimmerermeister Michael Engemann aus Evchensruh (MV) kann das anfallende Mahdgut gut gebrauchen. Somit ergibt sich für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Der NABU Brandenburg erfüllt seine Aufgabe als Heidepfleger sehr präzise, denn die zu mähenden Bereiche werden zuvor detailliert festgelegt. Nicht nur, dass die ausführende Firma an einem wunderbaren Arbeitsplatz tätig sein kann, sie kann auch auf lukrativen Großflächen, an denen viel Material anfällt, mähen. Hier entfällt die kostenintensive Umsetzungen der großen Technik. Das gemähte und gebündelte Heidekraut landet übrigens schon bald als Firstabschluss auf Reetdächern, vornehmlich in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Die größten Profiteure jedoch sind die spezialisierten Arten, die durchlässige, magere Standorte in starker Sonnenexponierung benötigen. Arten wie Brachpieper, Walker, Ockerbindigem Samtfalter wären ohne solche Maßnahmen in vielen Bereichen Deutschlands schon lange ausgestorben, finden aber auf den Flächen des NABU letzte Refugialstandorte, die es gilt, dauerhaft zu bewahren.
Die Heide erleben
Lage: Vielgestaltige Heidefläche im NSG- und FFH-Gebiet „Reicherskreuzer Heide und Schwansee“. Den Turm auf dem einstigen Truppenübungsplatz erreicht man aus Richtung Eisenhüttenstadt kommend über Diehlo auf der L43 (Möbiskruge, Kobbeln, Treppeln, Groß Muckrow) weiter auf der L 433 nach Klein Muckrow und von dort auf der L 452 nach Reicherskreuz.
Beobachtungen: Zu sehen sind typische Heidebewohner wie Wiedehopf, Neuntöter, Heidelerche, Raubwürger und verschiedene Schmetterlingsarten. Von Mai bis Juni ist die Ginsterblüte zu erleben. Ab August bis Mitte September blüht das Heidekraut.
Tipp: In Henzendorf findet alljährlich ein Heidefest statt. Veranstaltungstipps: Naturpark Schlaubetal
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