Meine Arbeit als NABU-Flächenbetreuer
Sebastian Fuchs über Mühen und Freuden im Ehrenamt
Eigentlich ist es noch gar nicht soooo lange her, dass ich die Betreuung zweier, nicht unbedingt kleiner und, weiß Gott, nicht anspruchsloser Flächen im Umland des Spreewaldes übernommen habe. Um genau zu sein, ist die erste Fläche in der Reicherskreuzer Heide seit sieben Jahren und die zweite Fläche am Wehrigsee seit nunmehr 6 Jahren in meiner Obhut.
Also eigentlich wollte ich auch nie in den NABU eintreten, wenngleich ich mich mein Leben lang (ich bin Jahrgang 1978) mit Muscheln, dann lange mit Schmetterlingen und Käfern, später mit Amphibien und Reptilien beschäftigte und inzwischen seit mehr als 13 Jahren ornithologisch tätig bin. Ach ja, und als Pflanzen- und Baumsachkundler bin ich mit Pflanzen zwar zwangsläufig in Berührung gekommen, habe diese aber seit meiner Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau vollends in mein Herz geschlossen. Seit nun über 20 Jahren bin ich in Sachen Grünzeugs immer interessiert unterwegs und im Speziellen auch beratend bei Gehölzfachfragen tätig.
Nun aber zum NABU, in den ich ja eigentlich nicht wollte ... was ich heute, ehrlich gesagt, bereue! Warum wollte ich denn nicht in diesen Verein, in welchem ich Gleichgesinnte kennenlernen durfte, Freundschaften gefunden habe und immer einen interessanten Erfahrungsaustausch wahren kann. Ein Verein, in dem ich mich einfach persönlich super gut aufgehoben fühle, weil wir uns ALLE auf Augenhöhe unterhalten. Egal ob der „Chef“ aus Potsdam, die „Mitarbeiterinnen “ aus den Büros, der „Vorstand“ der Ortsgruppe oder die alteingesessenen Mitglieder ... bei einer Zusammenkunft ist es IMMER ein Treffen von und mit Freunden und das macht einfach Spaß! Eigentlich wünschte ich mir sogar häufigere Treffen von Ortsgruppen oder dem Landesverband oder allen zusammen, aber nicht jeder hat die Zeit, die ich habe.
Die Entscheidung eine Fläche zu übernehmen, also ein Gebiet zu betreuen, das dem NABU gehört, ist wichtig. Es gilt gelegentlich vor Ort zu sein, Veränderungen festzustellen, aber ggf. auch überhaupt erstmalige Daten zu dieser Fläche zusammenzutragen. Also festzustellen, ob es beispielsweise Eidechsen im Gebiet gibt, ob gar eine Waldohreule hier brütet, ob es hier eventuell besondere Schmetterlinge gibt, oder Orchideen wachsen. Es war und ist für mich immer ein wenig wie ein Abenteuer. Eine Fläche zu betreuen, die einem zwar nicht gehört, aber dennoch irgendwie die 'eigene' ist.
Schwer zu beschreiben, aber wenn ich z.B. durch jene abwechslungsreiche, ruhige Fläche am Wehrigsee laufe, die Fledermauskästen kontrolliere, die ich dort aufgehangen habe, die „faulen“ Mäusebussarde ihre Brut in dem installierten Nistkorb, der eigentlich für Baumfalken gedacht war, aufziehen sehe, ich zufällig und vollkommen unverhofft an einem Krausen Ampfer (Rumex crispus) die Eier vom Großen Feuerfalter (Lycaena dispar) entdecke, ich in einer lauen Sommernacht mit Freunden auf dieser Fläche vollkommen ungestört einen Nachtfalter-Lichtfang umsetzen kann, ich im Herbst die ersten Rufe von Waldkäuzen auf dieser 'meiner' Fläche höre, dann geht’s mir gut.
Ich habe einfach Freude daran, meine Ideen für die Entwicklung und Verbesserung des ökologischen Zustandes auf 'meinen' beiden Betreuungsflächen, mit den Leuten vom NABU abzustimmen und darüber zu fachsimpeln, ob dieses oder jenes sinnvoll sein könnte. Im Übrigen waren wir uns IMMER einig und im Nachhinein stolz, dass wir etwas Sinnvolles angegangen und umgesetzt haben.
Es gibt keine wirklichen Verpflichtungen in dem Betreuungsvertrag, den man mit dem NABU abschließt, wenn man sich denn dazu bereit erklärt, ein Auge auf eine Fläche zu werfen. Es gibt keine Bedingungen, dort Tiere & Pflanzen zu erfassen.
Es gibt keinen Anspruch, dass die Fläche ökologisch aufgewertet werden muss. Es gibt auch keine zeitliche Bindung, eine Fläche zu betreuen.
Es gibt aber durchaus eine Verbindung, die ein Flächenbetreuer mit 'seiner' Fläche eingeht. Nämlich dann, wenn er sich intensiver mit ihr auseinandersetzt, z.B. wenn er an einem schönen Wochenende durch diese Fläche spaziert und nach diesem und jenem schaut oder sich einfach nur dort hinsetzt, erholt und Ruhe schöpft.
Bei meiner Fläche am Wehrigsee ist dies nämlich exakt so gelaufen. Ich kannte diese schon jahrelang, war dort hin und wieder gucken, aber dass dies eine NABU-Fläche ist, war mir komplett unbekannt. Und was ich dort nicht alles entdeckt habe! Schlingnattern, den für dieses Gebiet bisher nicht bekannten Schlangen-Knöterich, Uhu's, kleine Vorkommen vom Echten Dost, Sand-Thymian und Wundklee, absolute Ruhe, Abgeschiedenheit, Stille und eine wunderbare Aufgabe für mich, in meinem direkten Umfeld.
Ich wünsche jedem interessierten, aber ggf. unsicherem NABU-Mitglied, den Mut zu finden, sich auch als Flächenbetreuer zu versuchen.
Meldet Euch einfach per Mail unter brecht@nabu-brandenburg.de bei Manuela Brecht. Im Dialog wird man schauen, wo Ihr wohnt oder Euer Interesse liegt und ganz sicher eine passende Fläche finden. Auf einen Versuch kann man es ankommen lassen und sollte es nicht gefallen, steigt man einfach wieder aus.
Für diejenigen, die dranbleiben und dabei Freude haben, gibt es am Jahresschluss sogar eine kleine Aufwandsentschädigung als Dankeschön für Eure Unterstützung.
Versucht es, man kann nicht verlieren ;)
Euer Bastian