Wiesenfläche bei Sperenberg - Foto: Wolfgang Ewert
Windpark bei Sperenberg stoppen
Regionalplan soll ausgehebelt werden
Potsdam 3. November 2016 In einem offenen Brief an die Ministerin für Landesplanung, Kathrin Schneider, macht der NABU Brandenburg deutlich, dass die Planung für 47 Windkraftanlagen auf dem ehemaligen Militärflughafen in Sperenberg dem erst seit kurzem bestandskräftigen Regionalplan Havelland-Fläming widerspricht.
Der NABU fordert, dass die Planung sofort eingestellt wird. Dieses Vorhaben gefährde sonst den Regionalplan, der zur Steuerung der Windkraft dringend benötigt wird.
Offener Brief an Ministerin Schneider
Unter dem Etikett Multi-Energie-Kraftwerk Sperenberg sollen 47 Windkraftanlagen der neuesten Generation in einer Ausdehnung von ca. 8,5 Kilometer auf dem ehemaligen Flughafengelände errichtet werden. Von diesen Planungen wären überwiegend vielfältige und artenreiche Waldbestände betroffen. Der erst seit Ende letzten Jahres bestandskräftige Regionalplan Havelland-Fläming enthält kein Windeignungsgebiet für diesen Standort. Ausdrücklich legt der Regionalplan fest, dass außerhalb der ausgewiesenen Windeignungsgebiete die Errichtung von Windkraftanlagen ausgeschlossen ist.
Das für die Planung verantwortliche Industriekonsortium macht geltend, dass mit dem erzeugten Strom eine der im Kraftwerk Thyro vorhandenen Gasturbinen zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt werden soll. Der NABU deckt auf, dass für die Versorgung einer solchen Gasturbine nur ein Bruchteil des erzeugten Windstroms benötigt wird. In dem offenen Brief an die Ministerin äußert der NABU die Vermutung, dass das sogenannte. Multi-Energie-Kraftwerk nur ein Vorwand ist, um außerhalb der Festlegungen des Regionalplans großflächig Windkraftanlagen anzusiedeln. Nach Darstellung in einem Werbeflyer, sollen mit dem Windpark ca. 120.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Damit werde deutlich, dass in Sperenberg ein ganz normaler Windpark gebaut werden soll.
Geschichte
Auf dem Gebiet der frühere Militärliegenschaft Kummersdorf-Gut, soll das Multi-Energie-Kraftwerk Sperenberg (kurz MEKS) errichtet werden.
Die einstige Heeresversuchsstelle Kummersdorf, etwa 30 Kilometer südlich von Berlin zwischen Zossen und Luckenwalde gelegen, war eines der bedeutendsten Technologiezentren und Militärtechnikerprobungsstellen des vergangen Jahrhunderts. Seit mehr als 100 Jahren ist das Gebiet Sperrzone und wurde zuletzt bis 1994 als sowjetischer Militärflugplatz genutzt.
Naturausstattung
Durch die Abgeschiedenheit und Unzugänglichkeit konnten sich eine Vielzahl von seltenen Lebensraumtypen wie Wälder, Heiden, Dünen, Moore und Seen entwickeln bzw. erhalten, sodass dieses Gebiet nicht nur eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Brandenburgs ist, sondern auch ein Lebensraum für viele gefährdete und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Zu diesen gehören unter anderem Seeadler, Kranich, Wespenbussard, Nachtschwalbe, Eisvogel, Heldbock, Sonnentau und Sumpfporst.
Bei einer Flächenbegehung am 5. August 2016 trafen sich NABU Kreisverbandsmitglieder mit Ornithologen und Feldermausexperten auf der Fläche, um einen Eindruck von vielfältigen Flora und Fauna zu gewinnen.
Was ist dort geplant?
Im Waldgebiet um den ehemaligen Flughafen Sperenberg sollen 47 Windkraftanlagen mit je 3-4 MW Leistung gebaut werden. Zusätzlich sollen auf den ehemaligen Start- und Landebahnen Solaranlagen mit einer Leistung von 100 MWp installiert werden. Mit dieser Energie soll ein modulares 5 MW-Elektrolysesystem zur Erzeugung von Grünem Wasserstoff betrieben werden, welcher im 10 Kilometer nördlich gelegenem Gasturbinenkraftwerk Thyrow eingespeichert bzw. verbraucht werden kann. Die Ausdehnung des Windparks soll bis zu 8,5 Kilometr lang sein.
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