Tausende tote Kraniche durch Vogelgrippevirus aus Geflügelindustrie?
NABU startet Petition für transparente Ursachenforschung und dauerhaftes Virenmonitoring in Geflügelbetrieben
Am 11. Oktober 2025 ist in Altfriedland der in diesem Jahr erste massive Ausbruch der Vogelgrippe in Brandenburg registriert worden. Durch welche Umstände das Virus in die komplett geschlossene Anlage gelangte, es zirkulierte dort vermutlich seit Wochen, ehe der Ausbruch erkannt und ernst genommen wurde, ist unklar. Bis dahin lief alles routinemäßig, bis hin zum Entmisten und Reinigen. Letztendlich mussten in dem Mastbetrieb über 2.000 Enten gekeult und entsorgt werden mussten.
Dass Wildvögel ursächlich für Ausbrüche der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 sind, ist bisher nicht belegt worden. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass sich Wildvögel mit den Viren infizieren, die vorher in der Geflügelwirtschaft zirkulierten. So starben die ersten Kraniche, nachdem das Virus bereits in 5 Bundesländern in 15 Geflügelhaltungen amtlich festgestellt wurden, auch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Die Entlüftungen der Massenhaltungsbetriebe und das Ausbringen von Geflügeldung auf die Maisäcker sind hierbei mögliche Ausbreitungswege des Virus. Hingegen fliegt kein Kranich in eine geschlossene Stallung und verbreitet dort das Virus.
Jetzt Petition unterschreiben!
Für ein transparentes Monitoring der Vogelgrippe in Schlachthöfen und Massentierhaltungen
Das Friedrich-Löffler-Institut, das seit 2006, als H5N1 zum ersten Mal in Deutschland auftrat, für die Überwachung der Vogelgrippeviren in Deutschland zuständig ist, ist offenbar nicht in der Lage, rechtzeitig die Vogelgrippe zu erkennen und davor zu warnen. Der Erreger wird erst dann bekannt, wenn er schon für auffällig viele kranke und sterbende Tiere in den Beständen gesorgt hat. Und das, obwohl bekannt ist, dass das Virus in Enten- und Gänsehaltungen auch ohne nennenswerte Symptome über längere Zeit zirkulieren kann. Daher werden diese Viren unwissentlich auch innerhalb der Geflügelwirtschaft weitergegeben.
- Unterstützen Sie mit Ihrer Stimme den Schutz von Kranich & Co. und unterzeichnen Sie unsere Petition, mit der wir eine transparente und öffentliche Untersuchung der Ursachen bei infizierten Geflügelbeständen sowie ein qualifiziertes Stichprobenmonitoring in den großen Nutzgeflügelbeständen und Schlachthöfen fordern.
Selbst aktiv werden!
Sichtungen melden
- Melde auf der Plattform ornitho.de deine Sichtungen von gesunden oder auch toten Kranichen!
- Tote Kranichen bitte immer auch an das Veterinäramt deines Landkreises melden!
- Bitte melde deine Beobachtungen auch unseren Kolleg*innen von Kranichschutz Deutschland zusammen mit dem untenstehenden Meldebogen und schicke ihn an info@kraniche.de.
Meldebogen Kranichschutz Deutschland e.V.
FAQ zur Vogelgrippe
Was versteht man unter der Vogelgrippe / Klassische Geflügelpest?
Die Klassische Geflügelpest ist eine hochansteckende Viruserkrankung unter Vögeln. Vor allem bei Hausgeflügel gehört sie zu den gefürchtesten Krankheiten. Normalerweise verläuft die Vogelgrippe symptomlos oder in Form milder Verläufe. Durch spontane Mutationen kann der Virus jedoch zu einem hochpathologischen Erreger werden und schwere, tötlich verlaufende Erkrankungen bei Vögeln hervorrufen. Es besteht schnell Seuchengefahr.
Wie infizieren sich Wildvögel mit HPAI?
Dass sich Wildvögel in der Natur gegenseitig mit HPAI anstecken, ist offenbar nur ausnahmsweise möglich. Selbst unter opimalen feucht-kalten Bedingungen wie auf Rügen im Winter 2006 waren nur 159 von 4900 auf Viren getesteten gestorbenen Wasservögeln mit HPAI H5N1 infiziert. Normalerweise separieren sich kranke und sterbende Tiere, sie können nicht mehr fliegen und am normalen Sozialverhalten teilnehmen. Das Virus wird in der Landschaft ferner durch UV-Strahlung, Wärme und Trockenheit schnell zerstört und ist dann nach ein paar Wochen wieder verschwunden. Neue Infektionswellen sind daher auf neue Austragungen des Virus aus der Geflügelwirtschaft zurückzuführen.
In Brutkolonien mit wenig Individualabstand eingebracht (Basstölpel, Seeschwalben, Möwen) kann HPAI aber an die unmittelbaren Nestnachbarn weitergegeben werden, was durch Ornithologen dokumentiert wurde. Auch bei der jetzigen Epidemie bei Kranichen wäre es naheliegend, dass sich die Vögel an den Schlafplätzen eng beieinander im flachen Wasser stehend gegenseitig infizieren. Andere Vogelarten werden hierbei offenbar kaum betroffen.
Wie Vögel infiziert werden, ist nur in Ausnahmefällen bekannt. So wurden Hühner bei drei Privathaltern in Brandenburg durch das Verfüttern der Innereien von im Supermarkt gekauften tiefgefrorenen Enten infiziert, die aus einer Haltung in Süddeutschland stammten. Infizierte Höckerschwäne werden häufig dort gefunden, wo Fütterungen stattfinden, zum Beispiel am isolierten Dorfteich, oder auch bisher zweimal in der Berliner Innenstadt neben einem viel besuchten Wochenmarkt. In der Nordsee waren neben Tölpeln und Seeschwalben auch Kegelrobben und Schweinswale von HPAI betroffen - allesamt Fischfresser, und in Fischen können die Viren lange Zeit existieren, ohne sie zu schädigen. Die Fischfresser werden dann infiziert. Prädatoren und Aasfresser bis hin zum Seeadler erbeuten kranke Wildvögel oder fressen an den Kadavern und infizieren sich dabei. Es ist daher naheliegend, dass die Aufnahme von Vogelgrippeviren in der Natur meist mit der Nahrung erfolgt. Dies könnte vorliegend auch einen Hinweis auf die Emissionsquelle der bereits lange vor den infizierten Kranichen in der Geflügelwirtschaft zirkulierenden Viren liefern. Denn es sind vor allem Kraniche betroffen, aber viel weniger die im selben Lebensraum vorhandenen Wildgänse oder andere Wasservögel. Dem müsste unbedingt nachgegangen werden.
Die Vogelgrippe in der Geflügelindustrie
Gerade in der Geflügelhaltung mit vielen Tieren auf engem Raum kann sich das Virus exponentiell schnell verbreiten und zu einer hohen Mortalität führen. Als Bekämpfungsmethode hat sich die Keulung aller infizierten und potentiell infzierten Geflügelbeständen durchgesetzt. Eine Impfung von Geflügel ist dagegen kontraproduktiv: Zwar verschwinden die Krankheitssymptome bei den Vögeln, sie reproduzieren und verbreiten das Virus jedoch immer noch, wenn auch in geringerem Maße. So kann sich der Erreger quasi unter dem Radar weiter differenzieren und ausbreiten. (Steiof et al. 2015)
Was kann ich tun? Wie kann ich helfen?
Auf jeden Fall kannst du zwei Sachen tun:
- Melde deine Kranichsichtungen - egal ob tot oder lebendig - unter www.ornitho.de, für eine bessere Datenlage. Alternativ kannst du die Daten auch über den Meldebogen weiter oben aufnehmen und per Mail an info@kraniche.de schicken. Totfunde von Vögeln bitte auch an das Veterinäramt des jeweiligen Landkreises melden. Wir werden die gesammelten Daten gemeinsam auswerten, um Ausbreitungswege besser zu verstehen und in Zukunft vorbeugen zu können.
- Unterschreibe unsere Petition und erhebe deine Stimme! Fordere mit uns ein transparentes Monitoring der Vogelgrippe in Schlachthöfen und Massentierhaltungen.
Wie gehe ich vor, wenn ich tote oder lebende Kraniche sehe?
Melde jegliche Kranichsichtungen - egal ob tot oder lebendig - unter www.ornitho.de. Alternativ kann das genauso gut das Meldeformular weiter oben ausgefüllt an info@kraniche.de geschickt werden. Totfunde von Vögeln bitte auch an das Veterinäramt des jeweiligen Landkreises melden.
