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26. NABU-Naturschutztag zum Thema Biotop- und Artenschutz
Landwirtschaft, Naturschutz, Erholung - wie kann ein Miteinander gelingen? - Foto: Marco Sommerfeld
Brandenburg ist ein relativ dünn besiedeltes Bundesland und viele Einwohnerinnen und Einwohner leben auch wegen der vielfältigen Natur gern hier. Doch statt diesen Naturschatz zu hüten, werden in Brandenburg täglich zwei Hektar Fläche versiegelt und weitere gigantische Gewerbegebiete geplant. So sollen z. B. bei Neuseddin 300 Hektar, bei Brandenburg a.d. Havel 400 Hektar und bei Fürstenwalde 430 Hektar Wald zugunsten von Industrie- und Gewerbeflächen vernichtet werden, wie Björn Ellner, Vorsitzender des NABU Brandenburg berichtete. Hinzu kommt, dass die derzeitige Landesregierung Naturschutzstrukturen schleife und finanzielle Mittel kürze.
Ablauf
Brgrüßung
Frank Reichel begrüßt die Gäste des Naturschutztages; Foto: S.Schröder
Dr. Frank Reichel, Abteilungsleiter Naturschutz im Brandenburger Umweltministerium verwies in seinem Grußwort darauf, dass der Platz für
Natur in Brandenburg eigentlich da wäre. Auch laut Naturbewusstseinsstudie sprächen sich 80 Prozent der Befragten, für eine Wiederherstellung der Natur aus. Vielen jedoch sei nicht klar, dass man in die Erhaltung der Natur auch investieren und für ihren Schutz manchmal eben auch inschränkungen in Kauf nehmen müsse.
Ziele und Arbeitsstand der EU-Wiederherstellungsverordnung
Lea Köder erklärt den Stand und ablauf der Wiederherstellungsverordnung; Foto: S. Schröder
Die europäische Wiederherstellungs-Verordnung (Restoration Law) und den aktuellen Arbeitsstand stellte Lea Köder aus dem Bundesumweltministerium vor. Das Ziel, bis zum Jahr 2050 alle Ökosysteme, bei denen die Notwendigkeit besteht, wiederherzustellen, ist ambitioniert, zumal sich abzeichnet, dass die dafür notwendigen EU-Gelder nicht in der erforderlichen Höhe bereitgestellt würden. Gerade laufe ein öffentliches Beteiligungsverfahren, bei dem sich Bürgerinnen und Bürger an einer Umfrage beteiligen, aber auch eigene Ideen einbringen können.
LIFE Bachmuschel - Ein Projekt für Arten- und Gewässerschutz
Inga Willecke erklärt den Lebenszyklus der Bachmuschel; Foto: S. Schröder
Dass die Wiederherstellung der Natur bereits jetzt tatkräftig angegangen wird, zeigten die auf dem Naturschutztag vorgestellten Projekte. Ein aus EU-LIFE-Mitteln gefördertes Projekt der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg widmet sich zum Beispiel der Wiederansiedlung der Bachmuschel, die auf der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ geführt wird. Da die Bachmuschel auf Wirtsfische und beide wiederum auf spezielle Lebensräume angewiesen sind, muss komplex gedacht und gehandelt werden. Es reicht deshalb nicht, die Art nachzuzüchten und auszusetzen, es müssen daneben auch aufwändige Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt werden.
Ehrenamt im Naturschutz
Auch ehrenamtliche Naturschützende tragen einen wesentlichen Teil bei, wie Wilderich Stein vom NABU Templin berichtete. Vielerorts sind NABU-Gruppen vor allem bei der Wiesenpflege aktiv, um durch eine standortangepasste Mahd und Beräumung des Mahdgutes seltene Pflanzen und Tiere zu erhalten, die in der Intensivlandwirtschaft keine Chance hätten. Das passiert in der Regel nur kleinräumig durch die aufwändige Handarbeit vieler Ehrenamtlicher. Unter dem Motto „Klotzen, nicht kleckern“ tüftelt man in Templin engagiert und erfolgreich, um mit größeren Maschinen insekten- und bodenschonend mehr Flächen so zu wirtschaften, dass sie zum Beispiel den seltenen Schreiadlern als Nahrungsgebiet dienen.
Wilderich Stein stellte fest, dass das Wassermanagement ein wichtiger Hebel für den Erhalt vieler Lebensräume sei und oftmals noch nicht auf die aktuellen Anforderungen in Zeiten von Dürren und Extremwetterlagen sowie das Artensterben ausgerichtet sei.
Aktionsplan Kreuz- und Wechselkröte in Brandenburg
Im Vortrag konnten wir Bilder der Tiere und ihrer Lebensräume sehen; Foto: S. Schröder
Thoralf Sy vom Büro Rana präsentierte den Aktionsplan Kreuz- und Wechselkröte kurz vor Fertigstellung. Dieser wurde auch von Experten als
längst überfällig bezeichnet, weil beide Arten seit Jahrzehnten stark zurückgehen. Björn Ellner begrüßt, dass das Land sich dieser Aufgabe
angenommen hat, warnt aber gleichzeitig davor, dass der Aktionsplan nicht in der Schublade verschwinden dürfe, sondern schnellstmöglich umgesetzt werden müsse.
Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen in der Landwirtschaft
Lilian Guzmán-Pfeiffer erklärt, wie sie Naturschutz in ihrem Betrieb integriert; Foto: S. Schröder
Lilian Guzmán-Pfeiffer von der Agrargenossenschaft Groß Machnow zeigte auf, dass sich Naturschutz auch für Landwirtschaftsbetriebe bezahlt machen kann und eine Synergie zwischen Produktion und Erhalt von Artenvielfalt geschaffen werden kann.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass Brandenburg noch über einen großen Naturschatz verfügt, den es gerade in turbulenten Zeiten auch für
Erholungssuchende und als Lebensraum zu erhalten gilt. Deshalb fordert Landesvorsitzender Ellner von Politik und Wirtschaft einen sparsamen und
verantwortungsbewussten Umgang mit Grund und Boden.
